· 

Ab ins Winterlager

Von Turku nach Dalsbruk und Mönchaltorf - Sonntag 28. August bis Dienstag 6. September 2022

Inventar erstellen

Ein gemütlicher Sonntag. Trotz entsprechender Wetterprognose hat es letzte Nacht nicht geregnet. Wir verbringen den Morgen mit Sauna, Aufräumen, Kleider vakuumieren und Inventar erstellen.

Auf der Dachterrasse des Hafenrestaurants lassen wir uns verwöhnen. Nach einer ausgezeichneten Vorspeise mit Tatar und Kräutern wird uns ein Augenschmaus mit iberischem Porc resp. Fisch mit Muschelsauce und Gemüsespagetti serviert. Ein Sonntagsessen mit sehr freundlicher und professioneller Bedienung.

Der Spaziergang entlang der Quaimauer führt uns an einigen imposanten Schiffen vorbei. Neben einer Windjammer stehen alte Kriegsschiffe, Segelschiffe und Hafenbuggser. Auch ein Eisfahrzeug mit Kufen und Propellerantrieb ist zu sehen.

In der nahen Burg zu Turku bewundern wir die Einrichtung und grosszügigen Räume, welche heute für Gottesdienste und Konzerte genutzt werden. Im Untergeschoss sind mit Wachsfiguren einige Gelage aus dem Mittelalter nachgestellt.

Die Burg geht auf das späte 13. Jahrhundert zurück und ist das grösste erhaltene mittelalterliche Gebäude Finnlands. Sie besteht in ihrer heutigen Form aus einer mittelalterlichen Hauptburg und einer Vorburg aus der Renaissance-Ära und liegt unweit des Hafens an der Mündung des Aurajoki. Als Standort der Burg wählte man eine kleine Insel. Heute ist die Insel zu einem Teil des Festlandes geworden, weil der Meeresspiegel in Turku seit dem Jahr 1300 durch die Landhebung um 3,5 Meter gesunken ist. Die Lage war strategisch günstig, weil die Burg sich so nur schwer belagern liess.

Für den Rückweg zum Hafen nutzen wir die roten Flitzer. Wir haben noch gratis Minuten mit den Voi Scootern und sind so, genau richtig, kurz vor einem Wolkenbruch im Trockenen.

Donner und Doria um Mitternacht auf Montag. Ein Gewitter zieht über uns her. Am morgen bleiben wir länger im warmen Bett. Es tröpfelt leise auf unser Deck. Keine Lust zum Aufstehen. Wir bleiben noch einen Tag in Turku bis das Wetter wieder freundlicher ist.

Vor dem Mittag flitzen wir mit den Scootern zur Saluhall und lassen uns beim Vietnamesen wieder verwöhnen. Der anschliessende Rundgang durch einige Einkaufszentren schadet unserer Kasse nicht. Wir finden nichts das uns noch fehlt

Zurück auf Odin haben wir einen ruhigen Nachmittag. Eine weitere Kiste mit Kleidern wird vakuumiert. Es wird gepackt und gebacken. Die letzten Vorräte an Mehl, Kondensmilch und Mandeln werden in feines Brot und Zopfschnecken umgewandelt.

Der Bus von Dalsbruk nach Turku ist gebucht. Die Fähre von Turku nach Stockholm ist gebucht. Der Flug von Stockholm nach Zürich ist auch gebucht. Unsrer Heimreise in einer Woche steht nichts mehr im Wege.

Mit Rückenwind zum Winterplatz

Beim ersten Sonnenstrahl der erste Rundumblick zum Wetter. Wolkenloser blauer Himmel am Dienstag. Ein wenig Wind. Wir machen uns auf den Weg Richtung Süden zu unserem Winterplatz. Ganz Turku strahlt in der Sonne. Die Schiffe bei der Hafenausfahrt glänzen. Das Wasser glitzert. Die Sommerhäuser dem Kanal entlang leuchten in allen Farben.

Wohl als Entschädigung für den vielen Wind auf die Schnauze haben wir heute 4-5 Beaufort von hinten. Mit Genua und Besan segeln wir auf den Tonnenstrassen in den Schären von Turku. Stunde um Stunde gleiten wir mit kleiner Welle durchs Wasser.

Der Gästehafen von Paraisten ist leer. Die Schwengel sind für Odin viel zu kurz. An den Bojen hätten wir zu viel Seitenwind. So bleibt nur der Längsplatz am Aussensteg. Das Ende der Saison ist spürbar. Die Beiz ist geschlossen. Immerhin sind Dusche und WC geöffnet. Ein gemütlicher Nachmittag mit pfeifendem Wind in den Wanten. Ein schöner Segeltag geht zu Ende. So wie heute wünscht man sich den Wind.

Keine Hafengebühr, weil niemand da ist um sie einzufordern. Weiterhin mit Rückenwind queren wir am Mittwoch den Gullkrona Fjärden. Mit gereffter Genua und Besan reiten wir auf den Wellen mit sechs Knoten Fahrt weiter nach Süden. 

8-10 m/sek Wind sind angesagt. Die Finnen rechnen bei der Windstärke mit Metern pro Sekunde. Wir müssen diese für unser Verständnis jeweils umrechnen. 1 m/sek sind 60’ x 60’’ = 3’660 m pro Stunde. Dies entspricht etwa 2 Meilen resp. 2 Knoten. Also Geschwindigkeit in Meter pro Sekunde x 2 = Knoten. Zählt man 5 dazu und dividiert dieses Resultat durch 5 erhält man die Windgeschwindigkeit in Beaufort. Ein Beispiel: 10 m/sek = 10 x 3’660 m = 20 Meilen = 20 Knoten + 5 = 25 : 5 = 5 Beaufort. So einfach ist das Umrechnen.

Von Spiere zu Spiere hangeln wir uns durch die Schären Richtung Dalsbruk. Plötzlich quert eine Brücke unser Fahrwasser. Die haben wir bei der Planung wohl übersehen. Ist Sie hoch genug? Mit 19 m schaffen wir die Durchfahrt locker.

Im Hafen Dalsbruk sind alle Stege neu mit langen Schwengeln ausgerüstet. Das Anlegen ist deshalb trotz Seitenwind gut möglich. Wir sind am Ende unserer Reise angelangt und werden im Restaurant vom Co-Chef sogar auf Schweizerdeutsch begrüsst.

Nach dem Abendessen schläft der Wind ein. Wir können gerade noch vor dem Regen alle Segel bergen und in den Säcken verstauen.

Eine Besonderheit in diesem Jahr: Wir haben all die Schärengebiete und Untiefen ohne Grundberührung passiert.

Endstation Dalsbruk

Dalsbruk (Taalintehdas) liegt auf der Insel Kimitoön im östlichen Teil des Schärenmeers vor der Küste der Landschaft Varsinais-Suomi. Im Gemeindegebiet leben ca. 1’600 Einwohner. Dalsbruk entstand um eine 1686 gegründete Eisenhütte herum. Eine Besonderheit des Ortes ist, dass die meisten Häuser aus Schlackenstein, einem Nebenprodukt der Verhüttung, erbaut sind. Die ältesten erhaltenen Gebäude stammen aus dem 18. Jahrhundert. Offiziell war die Gemeinde zweisprachig mit Schwedisch als Mehrheits- und Finnisch als Minderheitssprache.

Überraschend sind die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten. Neben zwei grossen Supermärkten gibt es mehrere Elektro und Segelläden, Banken, eine Apotheke, Hotels und die grosse Werft D-Marin.

 

Am Donnerstag Morgen besuchen wir als erstes das Büro der Werft mit der Liste der notwendigen Reparaturen und Servicearbeiten. Wir werden sofort zu kompetenten Mitarbeitern geführt welche unsere Wünsche entgegen nehmen und auch gleich die Termine planen.

Zurück auf Odin werden die Vorbereitungen für das Auswassern weiter getrieben. Alle Leinen werden abgebaut, Flaggen und Bootshaken verstaut, Kabel eingerollt und Blöcke demontiert.

Nach 18:00 Uhr wird der Arbeitstag mit einer Sauna beendet. Der kalte Nordwind bläst nur noch verhalten. Der Himmel ist blau. Die Sonne verschwindet am Horizont.

Packen und Auswassern

Auch der ganze Freitag ist im Zeichen der Aufräumarbeiten. Alle Schränke werden geleert, geputzt und der Inhalt Staub- und Feuchtigkeitssicher verstaut. Die Kisten der Steuerbord Backskiste werden in die Heckkabinen verstaut. Unterbrochen wird das Treiben nur von einem feinen Essen mit Tapas im Hafenrestaurant.

Das Wetter bleibt uns treu. Sonne und blauer Himmel begleiten auch am Samstag unseren Waschtag. Am Abend sind alle Kleider sortiert und vakuumiert in Säcken verstaut. Das Bettzeug inkl. Matratzen ist frisch gewaschen oder gut gelüftet wieder in der Bugkabine. Wir sind bereit für den grossen Schlussputz. Das letzte Manöver vor dem Auswassern gilt unserem Schwarzwassertank. Wir verlegen Odin zur Pumpstation und saugen den Septictank leer. Zwischendurch geniessen wir den Spätsommer bei einem kleinen Apero auf dem Achterdeck.

 

Der Sonntag ist wie ‚copy and paste‘. Für das Wetter und unsere Aufräumarbeiten stimmt dies sicher. Es herrscht mehr Betrieb im Hafen, weil einige Segelschiffe einlaufen und Ihre Segel bergen. Bei Allen laufen die Vorbereitungen für das Auswassern.

Die letzten Tage waren unsere Menus auf das Vernichten der Vorräte ausgerichtet. Trotzdem war der Speiseplan vielfältig. Bis heute Abend sind eine Bier- oder Weinflaschen weniger, alle Frischwaren vertilgt und der Kühlschrank abgetaut.

 

Und wieder ein Montag mit viel Sonne. Kurz nach acht werden wir aufgeboten zur Fäktank Reinigung. Nicht nur leer pumpen, nein auch ausgespült wird der Tank. In den letzten 10 Jahren wohl zum ersten mal?

 

Dann wird Odin entmannt. Die beiden Masten werden gezogen und demontiert gelagert. Nicht nur die Terminals werden geöffnet, nein auch die Bolzen werden fachmännisch entfernt. Im Besantop haben wir die Spindelschraube der Rollreffanlage verloren. Die Führung muss neu gerichtet werden.

Nebenbei wird der Motor eingewintert. Dabei stellt der Mechaniker fest, dass Benzin im Diesel enthalten ist. Wie das Gasoil da reingelangt ist bleibt ein Rätsel. Wir müssen uns auf die gute Nase des Handwerkers verlassen. Die verbleibenden 150 Liter Diesel müssen abgepumpt und entsorgt werden. Auch der Wassertank wird geöffnet, leer gesaugt und gereinigt. Zwischendurch wird die Pendenzenliste mit dem Chef der Werft besprochen. Wir freuen uns jetzt schon auf nächsten Frühling, wenn Odin aus dem Winterschlaf erwacht.

 

Im nahen Strandhotel ist, wie in Finnland üblich, ein Lunch für 9.5 € ausgeschrieben. Gemischter Salat mit Mathies, Köttbular mit der typischen Preiselbeerkonfitüre, Kartoffelstock, Rüebli und Erbsli inkl. Kafi. Wir haben uns das Hotel für nächsten Frühling vorgemerkt. Es liegt ideal direkt am Hafen.

Rückfahrt nach Hause mit Umwegen

Mit einem früheren Bus, kurz nach 14:00 Uhr, fahren wir bis Kemiö. So bleibt uns vor der Weiterfahrt nach Turku genügend Zeit für ein Eis. In Turku wechseln wir auf den Bus zum Satamata der Siljaline. Beide Buschaufeure waren uns beim Umsteigen sehr behilflich und haben uns jeweils den Bus für die Weiterfahrt gezeigt. Naja, wir sind halt alte Leute mit unhandlichem Gepäck.

Die ‚Baltic Princess‘, eine Fähre der Siljaline, hat Verspätung. Wir warten mit einsteigen bis kurz vor der offiziellen Abfahrt. Endlich können wir im 8. Stock unsere ‚de luxe‘ Kabine mit Sicht über den Bug beziehen. Im Grillroom lassen wir uns verwöhnen. Ein schönes Buffet mit Vorspeisen, danach ein feines Stück Fleisch und eine Flasche Rotwein. Eine hervorragende Bedienung. Nach der Diskussion wann und wo das Frühstück zu finden ist entsteht etwas Unsicherheit bezüglich Zeitzone von Schweden. Wir bewegen uns nach Westen und müssen die Uhren um eine Stunde verstellen. Zusammen mit der Quittung schiebt uns der Kellner eine Notiz zur genauen Uhrzeit über den Tisch.

Die Nacht zum Dienstag war absolut ruhig. Keine Vibrationen und kein Motorengeräusch am Bug. Das Bett war auch bequem und die Dusche vor dem Frühstück um 05:00 Uhr sehr früh, aber angenehm. Pünktlich um 06:10 Uhr trifft die Fähre in Stockholm ein. Wir leisten uns den Luxus mit dem Taxi die 40 km nach Arlanda zu fahren. Und wieder merken wir, dass wir alte Leute sind. Für das elektronische Boarding hilft uns ein Flughafenassistent. Er druckt uns die Gepäckscheine und erledigt das Checkin.

Viel zu früh sind wir auf dem Gate und warten fünf Stunden bis zum Abflug. Ganz hinten in der Ecke eines Restaurants finden wir eine Steckdose um unsere Elektronik zu laden. Mit lesen und Büroarbeit vertreiben wir uns die Zeit.

Mit zwei Stunden Verspätung startet unser Flug in Stockholm. Gewitter in Zürich haben den pünktlichen Start verhindert. Statt 2.5 Stunden jagen wir in 2 Stunden über den Wolken nach Zürich. 

Am Flughafen holen uns Muck und Mässe ab und chauffieren uns direkt vor die Haustüre. Ein grosser Empfang erwartet uns. Katrin, Dani, Nina, Tom, Muck, Mässe, Monika, Peter, Rösli, Walter und die ganze Kinderschar haben als Überraschung ein feines Nachtessen vorbereitet. Wie üblich am Dienstag, sitzen wir bis spät auf unserem Achterdeck im Lindhof und erfreuen uns am herzlichen Wiedersehen.

Bilanz von vier Monaten Segeln

Distanzen durchs Wasser

1’300 Seemeilen, Ø 10.8 sm/tg, 470 unter Segel, 830 mit Motor

 

Kosten für 326 P/tg

Zug, Mietwagen, Museum, Bus, Flug, Hotel 1’885 CHF pro Person (2)

Hafengebühren, Unterhalt, Diesel, 19 CHF pro P/tg

Verpflegung, Wasser, Getränke 28 CHF pro P/tg

Verbrauch von - Diesel 175 h à 3.6 l

Brauchwassern 120 tg à 38 l/tg

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Marlies und JürgEgli (Freitag, 09 September 2022 11:31)

    Herzlich willkommen zuhause!
    Ihr hört von uns.
    Liebe Grüsse,Marlies und Jürg

  • #2

    Claudio und Karin Bivetti (Sonntag, 11 September 2022 12:15)

    Liebe Vreni und Peter
    Ganz herlichen Dank für die ausgezeichneten Berichte über euren langen Törn. Wir waren darüber fasziniert.
    Und nun einen schönen Willkommensgruss in der Heimat.
    Claudio und Karin