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Quer über den finnischen Meerbusen

Von Helsinki (Finnland) über die Seeräuberinsel Prangli nach Talinn (Estland) - Samstag, 1. bis Mittwoch 12. Juli 2023

Helsinki eine Stadt mit Puls

Für die nächsten fünf Tage lösen wir am Samstag Tageskarten für den öffentlichen Verkehr. Gemäss Wetterprognose werden wir bis Mittwoch eingeweht im Hafen bleiben.

Das passt in unsere Einkaufspläne. Wir suchen grosse Unterlegescheiben für eine Abdichtung beim Fäktank. Kein einfaches Unterfangen. Drei Bootzubehörläden in Lauttasaari haben nur kleinere in der Auswahl. Der Tipp mit K-Rauta ist erfolgreich. Mit dem Bus überqueren wir die Lauttasaara Silta und sind in einem Handwerker Mekka fündig.

Die Metro bringt uns anschliessend zur Central Station. Unser nächster Besuch beim Applestore ist keine Hilfe. Das Einbauen einer neuen Batterie im Mac Book Air würde eine Woche dauern. Also lassen wir es. 

Beim durchstreifen des City Centers finden wir einige brauchbare Notwendigkeiten. Eine Eieruhr für die Sauna, ein Thermometer für den Backofen, ein kleiner Wecker für die Bugkabine und eine neue Speicherkarte für die Kamera. Zufrieden suchen wir den Ausgang und benutzen noch kurz die Sanitäranlagen. Auffällig viele junge Frauen mit farbigen Tüchern stehen Schlage vor den WCs.

Auf dem Bahnhofplatz spülen die Züge haufenweise junges Volk auf die Gasse. Farbenprächtig oder schwarz gekleidet, extrem dicke und lustig geschminkte Frauen. Was ist da los? Alles strömt Richtung Hafen und Marktplatz. Es ist eine Pride Parade im entstehen.

Helsinki Gay Pride Parade

Die Parade, die am Senate Square beginnt, ist eine fröhliche, farbenfrohe und lautstarke Demonstration für Gleichheit und Vielfalt. Bei der Parade hat jeder das Recht, genau so zu sein, wie er ist. Die Helsinki Pride ist das grösste LGBT-Event in Finnland und außerdem die größte Kulturveranstaltung des Landes mit Fokus auf die Menschenrechte. Zur Helsinki Gay Pride gehören Diskussionen, Treffen, der Strassenumzug, Partys und noch vieles mehr.

Wir machen rechts umkehrt und lassen uns beim Nepalesen verwöhnen. Draussen schüttet es in Strömen. Die Parade ist wohl etwas nass geworden. Zurück im Hafen schliessen wir den Tag mit Duschen und Sauna. Im strömenden Regen spazieren wir dem Nordhafen entlang zurück auf Odin.

Die Festungsinsel - Suomenlinna

Wir beschliessen den Yachthafen von Lauttasaari zu verlassen, um die nächsten Tage in einem gut geschützten Unterschlupf abzuwettern.

Die Festungsinsel mit dem gut geschützten kleinen Hafen bietet sich dafür an. Wir haben diese schon mitte Mai besucht und sind gespannt ob am Sonntag morgen ein freier Platz vorhanden ist. Der Himmel ist bedeckt, die Wellen rau. Nach einer kurzen Überfahrt legen wir auf der Innenseite des langen Steges beim Café Valimo an. Zur Feier des Tages, wir sind heute 52 Jahre verheiratet, setzen wir uns auf die Sonnenterrasse für ein feines Mittagessen.

Industriebrache mit viel Güsel

Hinter dem ehemaligen Munitionslager liegt ein grosses Trockendock. Einige Endloswerke stehen im Trockenen und warten auf das Beenden der Restaurierung. Rund um das Dock ist eine Industriebrache mit einer riesigen Unordnung.

Abendmusik vom Kirchturm

Pünktlich um 21:00 Uhr erklingt vom Kirchturm der Festungsinsel ein tragende Melodie über die Insel. Beim abschliessenden Flaggenmarsch werden bei allen Booten die Flaggen eingeholt. Ruhe kehrt ein im Hafen. Nur der Wind bläst und lässt die Masten heulen.

1. Basteltag

Keine fünfzig Meter entfernt, im obersten Stock einer alten Fabrik ist ein Segelmacher eigerichtet. Er benötigt am Montag für die restliche 3.0 m Naht bei der Kuchenbude nur 5 Minuten. Von Hand hatten wir für 1.2 m drei Stunden Arbeit.

Vor der nächsten Regenschauer ist das Steuerhaus wieder gedeckt und dicht. Am Vormittag bastelt der Skipper aus der Hälfte eines Ankerballs zwei neue Abdeckungen für die neuen Joy Stick. Die alten Abdeckungen sind grösser. Das Loch muss deshalb zugedeckt werden. Der Smutje kocht in dieser Zeit ein feines Nasi Goreng.

Nach dem Mittagsschlaf gehts weiter mit Kabel einziehen. Damit die automatische Endabschaltung des Bugstrahlruders funktioniert benötigt die Zuleitung einen Draht mehr als der Alte. Durch die Steuersäule Achtern muss über ein neues Loch das vier Adrige Kabel eingezogen werden. Dazu wird auch die Decke in der Heckkabine demontiert. Bis zum Apero in der nahen Beiz ist das Werkzeug wieder verräumt und das Kabel ein Stück weiter Richtung Steuerhaus.

Äs hudlät und chutät

Richtiges Aprilwetter herrscht heute. Westlich der Festungsinsel bläst der Wind mit 7-8 Beaufort. Die Wellen knallen mit 2-3 m an die Klippen. Die Sonne scheint während im Hintergrund schwarze Wolken vorbei ziehen. Dann wieder eine Regenschauer. Kurz danach kräftige Windstösse, die oft mit einer plötzlichen Windrichtungsänderung verbunden sind. In der Hafeneinfahrt hat es Schaumkronen. Wir liegen perfekt im Windschatten des Munitionslagers während am gegenüberliegen Ufer des Hafens die Boot im Wasser tanzen.

2. Basteltag

Kühl ist es heute Dienstag Morgen. Wir verlassen nur ungern die Bettwärme. Es bläst immer noch mit 6 - 8 Beaufort. Zwischendurch wieder einige Regenschauern. Wir basteln weiter und schaffen amMorgen 10 Meter Kabelverlegen. Dazu müssen alle Stauräume im Heck ausgeräumt und neue Löcher für das Kabel gebohrt werden. In der Bilge unter dem Boden der Backskiste wird der Draht bis zum Sitzbank im Salon weiter verlegt. Damit die Bodenbretter entfernt werden können müssen 60 kg Leinen, Schläuche, Kabel, Werkzeug, usf. ins Steuerhaus gehievt und anschliessen wieder in der Tiefe gelagert werden. Beim Ausbauen der Trennwände müssen dutzend weise Schrauben rausgedreht und wieder eingedreht werden. Elektroschrauber sei Dank.

Fischtapas und Jugendstil

Mit der Fähre fahren wir zum Festplatz am Marktplatz. Trotz Starkwind im offenen Wasser ist die Überfahrt durch die Schären ruhig. In der Kauppatori Laituri setzen wir uns beim Fischhändler mit dem besten Salmon an den Tisch und geniessen ein Fischtapas mit einem feinen Chardonnay. Eine Schlemmerei sondergleichen.

Auf der Suche nach dem Jugenstilquartier besteigen wir Tram Nr. 3 und fahren in das südliche Wohnquartier Ullanlinna. Hier entdecken wir die Johanniskirche. 1878 fand ein Wettbewerb statt, den der schwedische Architekt Adolf Emil Melander mit seinem Entwurf für sich entscheiden konnte. 

Die Johanniskirche gilt als das Hauptwerk der Neugotik. Als Baumaterial diente roter Backstein. Besonders interessant ist die feingliederige Holzkonstruktion des Dachstuhls.

Auf dem Weg zum Zentrum wandern wir durch Strassen mit sehr schönen Jugendstilgebäuden. Zurück auf der Insel hat sich der frische Wind etwas beruhigt. Wir können die Genua abschlagen um morgen beim Segelmacher einige Nähte flicken lassen.text

Am Mittwoch haben wir den dritten Tag mit 6-7 Beaufort. Allerdings haben sich die Wellen von 3.00 m auf 2.00 m beruhigt.

Die Genua beim Segelmacher

Nach Frühstück und Waschmaschine tragen wir unsere Genua zum Segelmacher. Mit der Grossen Nähmaschine und einer Nadel dick wie ein 100er Nagel hat er Kopf am Segel innert Minuten verstärkt und doppelt genäht und verschweisst. Beim Achterliek sind die geklebten Flicke von Kiko schon abgefallen. Die Stelle wird nun auch fachmännisch mit Zickzack zusammengenäht. Minuten später ist unsere Genua wieder an der Vorstag angeschlagen und eingerollt.

Mit Schinkensandwich und Apfel setzen wir uns in die Fähre auf den Weg zum Kauppatori. Im Hafen am Festland stehen Touristen in einer 100 m langen Schlange um nach Suomenlinna über zu setzen. Mit dem Tram erreichen wir unser Ziel ohne Gedränge. In unmittelbarer Nachbarschaft des Hauptbahnhofs, des finnischen Parlaments und Alvar Aaltos Finlandia-Halle befinden sich einige sehenswerte Gebäude.

Stadtrundgang zu aussergewöhnlicher Architektur

Das Kiasma ist ein Museum für zeitgenössische Kunst. Die speziell Form des Gebäudes war lange umstritten. Wie eine Plastik mit runden Fassaden und verschiedenen Baumaterialien steht es im Park zwischen den Bäumen.

Gegenüber liegt die Bibliothek welche im Dezember 2018 eröffnet wurde. Das lange gelbe Gebäude erinnert an einen Schiffsrumpf. Die Sibelius-Akademie in Helsinki Nebenan bildet einen krassen Gegensatz mit der dunklen gedrungen Stahl und Glaskonstruktion.

Dazwischen liegt das Sanoma House von 1995. Ein riesiger Glaskubus, konstruiert mit filigranen Chromstahlstangen und mit Glas verkleidet. An der südlichen Ecke wurde die Fassade aufgerissen um auf der ganzen Höhe Balkone zu platzieren.

Einkauf in Hakaniemi

Nach dieser überwältigenden Besichtigung finden wir den Weg zur Einkaufshalle, welche uns vor 7 Wochen ‚gluschtig‘ gemacht hat. Wir kaufen feine Spezialitäten um unsere Vorräte zu verfeinern. Neben Gemüse, Früchten und Käse finden auch Jakobsmuscheln, ‚Moschdbröckli’ und griechische Oliven platz in unseren Rucksäcken.

In der ehemaligen Bank am Kauppatori setzen wir uns in die Schalterhalle zu einem festlichen Abendessen. Eine Kuriosität liegt im Untergeschoss. Die Toilettenanlagen sind im ehemaligen Tresorraum mit Panzertüre eingebaut. Schwer beladen kehren wir mit der Fähre zurück auf unsere Insel. Der Ansturm von Ausflüglern hat sich beruhigt.

Und wieder erfreut uns der Bläser vom Kirchturm. Punkt 21:00 bläst er den Flaggenmarsch. Der kleine Hafen von Suomenlinna ist voll. Geschäftiges Treiben herrscht beim einholen der Flaggen.

Kein Wind = Nebel

Ein tiefer, langer Ton weckt uns heute Donnerstag Morgen. Kein Hauch von Wind ist zu spüren. Das Horn ertönt mehrmals. Die grosse Viking Fähre von Stockholm tastet sich durch den Nebel in den Hafen von Helsinki.

Die kriegerische Geschichte von Suomenlinna

Wir bleiben einen Tag länger auf unserer Insel und machen uns auf den Weg zur Museumstour. Im Suomenlinna Center erfahren wir viel über die Geschichte der Festung, welche die letzten zweihundert Jahre immer wieder Anlass für Kriege gegeben hat. Praktisch kampflos wurde die Festung vom finnischen General 1808 an die Russen übergeben. Damit endete die 600 Jahre dauernde Herrschaft der Schweden . Mehr als 3’500 Einwohner bewohnten die Insel. Ein riesiges Trockendock wurde ausgehoben und gewaltige Festungen erstellt. .

1855 zogen die Engländer und Franzosen mit einer grossen Flotte los um dem Gibraltar des Nordens die Leviten zu lesen. Die Russen hatten mit Ihren alten Kanonen keine Chance gegen die schnellen Kanonenboote der Briten. Erst im 1. Weltkrieg mussten die Russen die Insel verlassen und Finnland in die Unabhängigkeit entlassen. Auf der Insel wurde danach Kriegsgefangene interniert. Mehr als 1’000 verhungerten bis 1919 alle begnadigt wurden.

Im Kriegsmuseum sind Waffen, Panzer und Uniformen aus dem 1. und 2. Weltkrieg zu sehen. Die Aufarbeitung der Vergangenheit hat in den letzten Monaten neuen Auftrieb bekommen. Die Finnen sind froh nun auch in der Nato zu sein.

Die russisch orthodoxe Kirche der Insel wurde nach der Unabhängigkeit gesäubert. Alle Architektonischen Merkmale wie Zwiebeltürme und Fassaden Lisenen wurden entfernt und durch einen schlichten Turm und rauen Verputz ersetzt. Auch im Innern ist die Kirche schnörkellos unfreundlich kalt.

Aufbruch vor der Überfahrt

Mit 4-5 BF Wind auf die Nase verlegen wir uns am Freitagmorgen 11 Meilen nach Südwesten. Zwischen den rot/grünen Spieren hindurch und um Untiefenmarkierungen herum erreichen wir bis Mittag die Bucht Harröviken und lassen den Anker fallen. Er hält beim zweiten Manöver. Es ist nur 19º aber die Sonne scheint am blauen Himmel. Die Wassertemperatur ist in den letzten Tagen auf 13º gefallen. Wir können uns beruhigt zum Mittagsschlaf hinlegen, auch wenn es heult in den Wanten.

Den Nachmittag verbringen wir mit dem Studium der Seekarten und Hafenbücher von Estland. Der neue Wetterbericht verspricht für Morgen guten Wind für das Queren des finnischen Golfes.

Mit einem feinen Nachtessen, Jakobsmuscheln mit Reis und Chefen beenden wir den ruhigen Tag. Sogar ein Tröpfli Weisswein geniessen wir dazu.

Bis zum Abend legen sich noch zwei andere Segler an den Anker. Darunter auch ein Schweizer. Scheinbar gilt die Bucht als Absprung für die Überfahrt nach Estland.

Überfahrt nach Estland

Um acht Uhr am Samstag Morgen hieven wir den Anker. Eine viertel Stunde benötigen wir um die Kette zu reinigen. Sie ist voller Mud, einer schwarzen klebrigen und lehmigen Masse. Mit unserer Deckwaschpumpe abgespritzt glänzt sie wieder wie neu.

Aus der Bucht raus, um die Ecke und mit Kurs 153º Richtung Estland. Es ist absolut Windstill. Nach zwei Stunden unter Motor kommt der prognostizierte Wind. Zuerst zaghaft mit 1 BF und dann genau aus Westen die 2-3 BF. Auf Halbwindkurs sind wir unter Vollzeug schneller als mit dem Motor. Nach zwei Stunden und 7.5 Knoten SOG (Speed over Ground) bergen wir das Gross. Nur mit Genua und Besan laufen wir kurz danach wieder 7.5 Knoten. Eine Welle von Hinten schiebt uns sogar mit 8.2 Knoten durchs Wasser. Die letzten 5 Meilen bis zur Insel Prangli, steigt die Windgeschwindigkeit auf 4 Beaufort. Wir sind froh, nach den hohen Wellen im ruhigen Wasser des Hafens von Kelnase anzulegen.

Vrenis Geburtstag

Die ganze Strecke von 30 Meilen hat Vrenis Telefon laufend gepiepst. Dutzende von SMS mit Geburtstagsglückwünschen haben Sie erreicht. Dies auch noch mit 15 Meilen Distanz zum Festland. Bei blauen Himmel erreichen wir Estland und werden kurz danach von einem kleinen Gewitter geduscht. Es ist wieder herrlich warm.

Am Abend lassen wir uns in der nahen Beiz verwöhnen. Wir sind überrascht vom Preis. Zwei grosse Gin Tonic, Zweimal Pommes mit Hackbällchen und Salat für 33 Euro. Auch der Hafenmeister gibt sich grosszügig und schenkt uns für zwei Tage 10 Euro Rabatt. Die Warnung der Finnen in Suomenlinna, dass die Hafengebühren bei 100 Euro liegen ist falsch. Wir haben für zwei Tage Total 50 bezahlt.

Am Sonntag hat sich der Wind etwas beruhigt. Einige Segler laufen aus. Es gibt Platz hinter der Mole. Wir verlegen Odin, weil am Nachmittag Wind aus Nordost erwartet wird. Damit kommt der Schwell direkt ins Hafenbecken.

Die Seeräuberinsel

Wir machen uns auf den Weg Prangli zu erkunden. Sie die nördlichste Insel Estlands und hat etwa 100 Einwohnern. Seit über 600 Jahren sind hier Fischer ansässig.

Der Legende nach lebten einst Piraten und Räuber auf Prangli und versteckten sich im dichten Fichtenwald. Um sie loszuwerden, wurde der Wald niedergebrannt. Bis heute wurde der Schatz der Piraten nie gefunden.

Unsere Wanderung führt uns am Postbüro vorbei zum einzigen Laden in der kleinen Streusiedlung. Auffällig sind die alten russischen Lastwagen und Pickups, welche auch als Taxi benutzt werden. Durch den Kiefernwald mit Moosen in allen grüntönen spazieren wir über die sandigen Pisten zurück zum Hafen.

Am Montag Früh ist es Windstill. Das leise Brummen des Dieselgenerators, welcher die Insel mit Strom versorgt, ist zu hören. Wir packen zusammen und laufen aus. Die Grundwelle und der alte Schwell lass Odin tanzen. Vreni holt die Leinen und Fender ins Steuerhaus und muss sich balancierend im Gleichgewicht halten.

Mit etwas Glück erwischen wir auf der Fahrt nach Westen die Morgenbrise. Es kommt besser. Nach zwei Meilen beim Nordkap von Prangli setzen wir das Vollzeug. Ein leichter Nordwind bläst uns mit Halbwindkurs nach Westen. Genau vor die Hafenzufahrt von Naissaari.

Die Fraueninsel

Naissaari liegt vor den Toren von Tallinn. Aufgrund seiner Lage hat die Insel seit Jahrhunderten eine wichtige Schutzfunktion. Die Artilleriebatterie wurde gebaut, um den Zugang des Kanonenfeuers vom Finnischen Meerbusen nach Tallinn zu blockieren. Im südlichen Teil der Insel befindet sich auch ein verlassenes Bergwerk aus der Sowjetzeit, und die Schmalspurbahn und ihr Erbe erinnern an die Zeit, als die Insel von der Sowjetarmee besetzt war. In der nahen Fabrik wurden damals Wasserminen produziert.

Taxi mit Lastwagen

Der Transport von Touristen zu den einzelnen Festungsteilen und Museen wird mit der alten Bahn oder mit alten russischen Dreiachser Lastwagen durchgeführt. Wir haben keine Lust Kriegsmaterial wie Bunker und Kanonen zu besichtigen. 

Nach einer erfrischenden Dusche sitzen wir im Hafencafé bei einem doppelten Gin Tonic mit Calamares. Der Versuch auf der breiten Mole Boule zu spielen, scheitert, weil die Kugeln ständig Richtung Hafenbecken abdriften. Also bleibt es wie meistens. Wir verlängern den Abend mit Okey, Triancolo oder Uno.

Stromversorgung der Insel

Die einzige Stromversorgung der Insel erfolgt mit Solarpanels. Für die neun Einwohner absolut genügend. Der Strombezug am Steg würde 20 € pro Tag kosten. Weil uns am Dienstag wieder ein blauer Himmel begrüsst, können wir darauf verzichten und lassen unser Kraftwerk arbeiten. Wie meistens sind vor 10:00 Uhr wieder alle Batterien geladen, obwohl unser Wechselrichter tüchtig 220 Volt für diverse Ladevorgänge produziert.

Die Ruhe vor dem Trubel

Auch am Dienstag nehmen wir uns Zeit und Ruhe. Die strahlende Sonne verleitet zum Faulenzen. Der nächste Frühlingsputz ist fällig. Ausserdem müssen amHeck und Bug die Fenster neu verkittet werden.

Odin steht mit dem Heck zum Steg direkt bei der Brücke. Wir haben quasi eine Portierposition. Klar dass viele Esten und Finnen fragen: „Wie habt ihr den weiten Weg geschafft“. Schiffe mit Schweizerflagge sind selten.

Eine halbe Meile nach der Hafenausfahrt setzen wir das Vollzeug. Windrichtung und die leichte Brise sind am Mittwoch perfekt für die Fahrt nach Talinn. Auf halbem Weg werden die Segel eingerollt. Nach einem Winddreher bleiben nur noch vier Knoten von Achtern. Unter Motor legen wir die letzten Meilen zurück.

Talinn ‚Noblessner‘ Hafenarchitektur

Wir entscheiden uns unter den drei grossen Marinas den Noblessner Hafen anzulaufen. Der Hafenmeister gewährt uns einen Rabatt von 25% (22.50 €/tg), weil wir sieben Tage liegen bleiben. Weil am Wochenende die ‚Tallinn Maritime Days‘ stattfinden, müssen wir Odin am gleichen Steg auf einen freien Platz verlegen.

Am späten Nachmittag spazieren wir rund um den Hafen und besichtigen die neuen und alten Hafengebäude. Die Wohnhäuser sind farbenprächtig zwischen alten Hafenhallen platziert. Entlang dem Hafenbecken ist eine Fressmeile mit vier verschiedenen Restaurants eingerichtet. Entlang dem Quai sind hunderte von Tischen ohne Sonnenschirm vorbereitet. Beim Apero mit dem finnischen Longdrink sind nur einige besetzt. Am Abend ist jeder Tisch belegt.

Wir sitzen bis zum Sonnenuntergang auf dem Achterdeck und geniessen die Livemusik des ‚Navy Chees Club‘. Er liegt genau gegenüber unserem Steg und bietet Bebop vom Feinsten.

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Kommentare: 4
  • #1

    Jörg P. Leick (Samstag, 15 Juli 2023 10:39)

    Salü Vreni und Peter
    Unglaublich was ich heute von euch alles gelesen/erfahren habe. Vielen Dank, dass ihr uns Leser "mitfahren", ja erleben lasst.
    Mit herzlichem Gruss
    Jörg

  • #2

    Reinhard SY Ashera, derzeit Töre (Sonntag, 16 Juli 2023 09:20)

    Moin Vreni und Peter,
    da wir 2022 den gleichen Törn gemacht haben, haben wir Eure wunderbare Beschreibung sehr genossen.
    Noch schöne Tage,
    Anne und Reinhard

  • #3

    Claudio Bivetti (Freitag, 21 Juli 2023 13:00)

    Hallo Vreni und Peter
    Mit grossem Interesse verfolgen wir eure spannende Reise und wir danken euch für die stets gelungenen Bilder und Kommentare.
    Wir wünschen euch schönes Wetter, viel Wind und eine ganz tolle Zeit auch nach 52 Jahren.
    Herzliche Grüsse
    Claudio und Karin

  • #4

    JeJe (SchöSchö) (Montag, 24 Juli 2023 01:17)

    Hoi zäme!
    Spannend, euer Törn.
    Nachträglich herzliche Gratulation zu euerem Ehejubelfest. 52 Jahre und so mega friedlich - bewunderswürdig. Schapo;-). Zwei Lebenskünstler die sich gefunden haben.
    Die spannenden Berichte geben beinahe das Gefühl, dabei zu sein.
    Weiterhin einen problemfreien Törn und immer mindestens eine handbreit Wasser unter dem Kiel.
    Ganz liebe Grüsse
    Bruno