· 

Die finnische Südküste im Westen

Von Helsinki über Tammisaari nach Hanko - Montag 7. bis Freitag 17. August 2023 -

Eingeweht auf der Festungsinsel

Auslaufen? Heute Montag? Nein Danke. Vor der Festungsinsel von Suomenlinna tobt ein Sturm mit bis zu 10 Beaufort und 2.0 m Welle. Wir bleiben sitzen. Es pfeift zwar auch innerhalb der Festung ein starker Wind. Rüttelt an Odin und lässt den Mast flöten.

Wieder einmal ein Putz-, Flick-, Wasch- und Bürotag. Am Abend dafür ein herrliches Lichtspiel. Die Sonne sinkt feierlich mit goldenen Farben unter die Wolken. Dazu wie jeden Abend die Ballade vom Kirchturm. Zu den Tönen des Flaggenmarsches holen die einzigen fünf Schiffe ihre Flaggen ein. Ruhe kehrt ein nur der Wind peitscht mit Böen durch den Sund.

Eine unruhige Nacht auf heute Dienstag. Um Mitternacht schläft auch der Wind für eine Stunde, um danach umso heftiger weiter zu blasen. Wir bleiben auf der Insel, weil bis am Abend kein abflauen des Windes und damit auch der Welle zu erwarten ist.

Guggenmusik auf der Insel

Von weit her hört man Bruchstücke von Blasmusik und Trommeln. Wir gehen den Tönen nach und finden bei der Brücke zur Festung eine Kakophoniemusikgruppe mit Majoretten. 40 Musiker und Tänzerinnen ziehen eine Show ab. Eine echte Guggenmusik hier in Finnland. Vergnügt schauen und hören wir zu, obwohl die Treffsicherheit bei den Tönen nicht immer stimmt, amüsieren wir uns. Ein lustiges Völkchen.

Die finnische Sauna

Direkt am Hafen ist bei den Sanitäranlagen eine kleine Sauna eingebaut, welche vom Skipper jeden Abend genutzt wird. Sanduhren wie in Deutschland gibt es in Finnland in der Sauna keine. Es gilt die Devise: Jeder bleibt so lange drin, wie er es aushält. Charakteristisch für die finnische Sauna sind die hohen Temperaturen von 85 bis 110 Grad. Mit Wasseraufgüssen wird die Luftfeuchtigkeit kurzfristig in die Höhe geschraubt – und so das Schwitzen angekurbelt.

Die feucht-heisse Umgebung wirkt sich besonders positiv auf die Funktionsfähigkeit der Organe aus und unterstützt auf diese Weise auch die Gesundheit und das geistige Wohlbefinden. Nach der Sauna kühlt man sich ab und ruht sich aus. Auch Flüssiges muss man zu sich nehmen. Meistens drinken die Finnen Bier in Hülle und Fülle.

Eine weitere Einkaufsrunde

Wir kennen den Weg durch die Stadt nun wirklich gut. Mit der Fähre fahren wir am Mittwoch morgen zum Marktplatz und weiter mit dem Tram zur Hakaniemi Markthalle. Inzwischen kennen wir diese Halle und schätzen die kleinen Händler, welche uns teilweise nun schon wieder erkennen. Frischer Käse, Oliven, Feigen, Fisch, Entrecote, Rentiertrockenfleisch verschwinden in unserem Rucksack.

Mit der U-Bahn zum Lidl für weitere Einkäufe. Lauttasaari erreichen wir mit dem Bus und holen bei Volvo Penta einen Kanister Motorenöl. Endlich erstehen wir auch eine neue Rosette für die Oeltdruckuhr. Die Alte ist zerbrochen, sodass die Uhr zeitweise aus dem Armaturenbrett gefallen ist.

Bei Marina Kaupa erstehen wir einen neuen Fenderkorb. Wir haben vor Monaten in Mariehamn den Alten beim Einparken demoliert.

Kurz vor Mittag kommen wir nicht am Sushi Restaurant vorbei ohne uns wie bereits schon zweimal, nach Lust und Laune am herrlichen Buffet zu bedienen.

Zuletzt wieder mit dem Bus zu K-Rauta um Schrauben, Muttern und Metallwinkel für die Abstützung des Bugstrahlmotors zu kaufen.

Mit dem Tram und der Fähre fahren wir zurück auf die Festungsinsel und ziehen unseren Sackrolli schwer bepackt zurück zu Odin. Zum Dritten mal haben wir diese Einkaufsrunde absolviert.

Besuch aus Rügen

Zurück im Hafen werden wir von Michael (der Student) aus Lauterbach begrüsst. Er ist mit seinem Schoner von Rügen Non Stop nach Helsinki gesegelt und hat mit Freunden die Festungsinsel besucht.

Welche Freude, als er Odin im Hafen sieht. Vor zehn Jahren hat er bei Bootsbau Rügen gearbeitet und war an den Renovierungsarbeiten beteiligt. Beim Bier auf der Terrasse des Valimo gibt es einiges zu berichten.

Frühling im Spätsommer

Nein, wir segeln nicht weiter am Donnerstag. Wir bleiben einen weiteren Tag im schönen Suomenlinna. Nach Montieren der Metallwinkel bei der Boosterbefestigung ist Matratzensonnen an der Reihe. Die Bugkabine wir ausgeräumt und das Ganze Bettzeug an die Sonne gelegt. Klar das dabei die Bettwäsche in der Waschmaschine und im Tumbler landen.

Spielzeugmuseum

Nach einer kurzen Regenschauer marschieren wir zum nahen Spielzeugmuseum. Das Spielzeugmuseum ist in einem historischen Herrenhaus untergebracht. Seine Sammlung umfasst Spielzeug vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion. Zu sehen sind sowohl alte Puppen als auch Puppenhäuser, Teddybären und Blechspielzeug. Die Räume sind vollgestopft mit unzähligen Puppen. Daneben sind auch wenige Eisenbahnmodelle, Autos und Motorräder ausgestellt.

Auf dem Rückweg setzen wir uns wieder einmal auf die Terrasse des Valimo und freuen uns am blauen Himmel und der wärmenden Sonne.

Unter Vollzeug durch die Wellen

Obwohl am Freitag Morgen die Wellen höher stehen als am Nachmittag, laufen wir kurz nach neun aus und setzen nach wenigen Meilen alle Segel. Ein leichter Südostwind bläst uns Stunde um Stunde nach Westen. Wir wählen die Strecke ausserhalb der Schären. Es hat da mehr Wind aber auch mehr Wellen. Nach sechs Stunden sind wir beim Kap von Kirkkonummi Mäkiluoto.

Die Überfahrt durch die Bucht von Porkkalla ersparen wir uns. Der alte Schwell hat immer noch 0.80 bis 1.00 m. Das tun wir uns nicht an. Wir drehen um und laufen unter Motor zurück in die Dragesviken. Wir legen uns längs an den Steg bei der Marina von Porkkalla und haben Ruhe.

Am späten Nachmittag sitzen wir beim Happylanding auf dem Achterdeck und geniessen die Sonne. Zur Feier des Tages zaubert die Coskipperin ein Risibeni al Vreni mit Champignons und Entrecote, dazu eine Flasche Rioja Reserva von Baron de Ley… mmmmh.

Spiegelblank vom Frühstückstisch

Absolute Windstille begrüsst uns heute Samstag früh. Das Wasser liegt ruhig. Die Umgebung spiegelt sich. Die Sicht vom Frühstückstisch ist phänomenal. Die weissen Wolken, der blaue Himmel und das satte Grün des Ufers leuchten frisch gewaschen.

Weniger Wind…

Leider sind die Duschen in Porkkalla nicht mehr in Betrieb. Auch die Sauna kann nur gegen Aufpreis (30 € pro Stunde) gebucht werden. Wir machen uns auf den Weg weiter Richtung Westen. Kaum weg vom Platz wird der Steg von zwei grossen Motorbooten in beschlag genommen.

Der angekündigte Wind von drei Beaufort erreicht uns erst nach drei Stunden Motorbootfahrt. Immerhin die letzten Meilen rauschen wir zwischen den Schären bis kurz vor die Bucht Skatafladen.

… dafür Baden

Wir legen uns kurz nach zwölf ganz hinten in der Südostecke an den Anker. Es gilt gut geschützt vor den angekündigten südlichen und südöstlichen Winden zu liegen. Die verhinderte Dusche von heute morgen holen wir mit einem Schwumm im 21º warmen Wasser nach. Die anschliessende Dusche auf der Badeplattform weckt die Geister wie bei einer Sauna.

Mit dem wärmeren Wasser sind auch die Blaualgen wieder häufig anzutreffen. Wir haben heute Morgen bei Windstille einige grüne Pfützen gepflügt.

Schmieriger Mud in der Kette

Schon kurz nach acht Uhr beginnen wir mit dem Ablegemanöver. Die Sonne scheint. Das hieven des Ankers mit der elektrischen Winsch geschieht nur schrittweise. Der schmierige schwarze Mud hat unser Kette gut auf dem Grund gehalten. Mit unserer Deckwaschpumpe wird Glied für Glied mit dem Wasserstrahl gereinigt und in der Kettenkiste gelagert. Das dauert eine Weile.

Gemütliche Sonntagsfahrt

Im Barösund ist noch kein Schiff unterwegs. Wir gleiten mit Motor auf der engen Tonnenstrasse um die vielen Ecken bis sich die Schären öffnen. Freudig hissen wir alle Segel und rauschen durchs Wasser. 

Nach der letzten Insel drückt uns eine Böe tief ins Wasser. Wir bergen deshalb das Gross und gleiten gemütlich zwischen den Schären nach Westen. Der Himmel bedeckt sich. Bei der Einfahrt zur Bucht Gropen bei der Insel Modermagan schaut die Sonne noch kurz durch die Lücken der Wolken. Danach bleibt sie weg bis Nachts um 22:00 Uhr. Wir setzen den Anker auf tiefem Grund und stecken 40 m Kette. So liegen wir ruhig hinter dem Wald und den Felswänden.

Copy and paste wie am Sonntag

Ankerkette mit schwarzem Mud. Blauer Himmel. Segeln in den Schären…

Einziger Unterschied. Der Wind schiebt uns durch den Sund nach Tammisaari, wo unser Platz am Quai wieder frei ist wie letztes mal Ende Juni.

Wir gönnen uns ein feines Geburtstagsessen für Corina und stossen mit einem Glas Rotwein auf sie an.

Gross Einkauf und Wäschetag

Am späten Nachmittag wandern wir mit dem Sackrolli zum S-Market. Im Alko werden unsere Spritvoräte ergänzt, während im Supermarkt der Einkaufswagen Randvoll mit Gemüse, Fleisch und Allerlei für die nächsten Tage gefüllt wird.

Danach nutzen wir die nahe Waschmaschine. 40º Wäsche dauert 2.5 Stunden. So ist die Waschmaschine ökologisch. Sie braucht dann weniger Strom pro Stunde… Tief in der Nacht wechseln wir das Gewaschene in den Trockner, welcher auch wieder 2.5 Stund vor sich hin dreht.

Quer durch die Altstadt spazieren wir am Dienstag Morgen zur Villa Skeppet, welche das letzte von Alvar Aalto entworfene Wohnhaus ist.

Villa Skeppet (Schiff) von Alvar Aalto

Aalto entwarf das Haus für seine Freunde, den Schriftsteller Göran Schildt und seine Frau Christine. Bei der Gestaltung des Gebäudes berücksichtigte Aalto die Liebe zum Segeln und zur mediterranen Kultur. Die Villa Skeppet liegt auf einem flachen, parkähnlichen Grundstück mit Blick auf die östliche Hafenbucht des idyllischen Städtchens.

Der untere Teil des Hauses besteht aus weiß gestrichenen Ziegeln, darüber sind das fächerförmige Wohnzimmer und die Garage mit dunklem Holz verkleidet. Das dominanteste Merkmal des Gebäudes ist sein segelartiges Dach über dem Wohnzimmer, das gleichzeitig auch die unterschiedlichen Stilteile des Gebäudes miteinander verbindet. 

Das Haus ist bis heute nahezu in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Wir lassen uns eine Stunde durch das Haus führen und erfahren vieles zur Geschichte des Gebäudes.

Die Aussicht vom Wasserturm

Nach dem Mittagessen am Büffet beim Chinesen holen wir im nahen Kulturmuseum den Schlüssel für den alten Wasserturm. Wir bekommen den Zutritt kostenlos. Beide Schlüssel öffnen uns die Türen zum alten Turm. Nach 134 Stufen können wir aus 60 m Höhe die Aussicht über die Stadt und die nahen Schären geniessen. Zurück auf Odin geniessen wir faulenzend die Ruhe und das schöne Wetter.

Die Stadt gefällt uns

Wir bleiben am Mittwoch einen Tag länger und hoffen auf weniger Wind für die Weiterfahrt. Auf dem Stadthausplatz besuchen wir den Wochenmarkt und finden einiges an frischem Gemüse. In den Kleiderläden sind wir weniger erfolgreich. Vreni sucht ein festliches Kleid ohne Erfolg. Nach kleinen Einkäufen im Supermarkt finden wir in der lokalen Volvo Penta Vertretung tatsächlich zwei schöne dunkelrote Sitzkissen. Ein Ersatz für die etwas schmuddligen rot/weiss Gestreiften. Jeder Stadtgang hat zur Folge, dass unsere Geldbörse etwas leichter wird.

Durch den Sund von Tammisaari

Gemütlich gleiten wir unter Motor durch den Sund nach Süden. Einmal mehr faszinieren uns die Schäreninseln mit Sandstränden, steinigen Buchten, Schilf und dichten Mischwäldern. Die Logge hängt nun definitiv. Nachdem sie in den letzten Tagen immer wieder erwacht ist, haben wir heute keine Anzeige der Fahrt durch das Wasser. Unser Backup bleibt das iPhone, welches immer als Reservesystem mitläuft und den Kurs und die Geschwindigkeit über Grund aufzeichnet.

Bei der Fahrt nach Westen bleibt der Wind moderat direkt auf die Nase. Wir hangeln uns von Seezeichen zu Spieren und Markierungen. Immer im Schutz der glatt geschliffenen Steinhaufen. Die Welle ist ablandig und wird nicht höher als 50 cm.

Zurück in Hanko

Nach vier Stunden legen wir uns im Südhafen von Hanko an einen langen Schwengel. Der Hafenmeister verkauft uns den Platz für einen Tag, weil er nicht weiss, ob die Eigner in den nächsten Tagen zurück kommen.

In der Hafengebühr ist eine ausgezeichnete Infrastruktur enthalten. Neben blitzblank geputzten Sanitäranlagen ist ab 16:00 die Sauna geheizt. Die Aussicht beim Schwitzen über den ganzen Hafen ist superb. Der Ruheplatz in den Felsen an der Sonne ist erholsam. Die ganze Anlage samt Restaurant liegt auf einer Insel mitten im Hafen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Juchli Rolf (Freitag, 18 August 2023 17:52)

    Hallo
    schön von euch wieder zu hören Super schöne Fotos und dazu die Berichte freut mich immer, ja irgend wann geht jede Reise auf See zu Ende und man freut sicher auch wieder auf festen Boden zu kommen. Morgen haben wir unser Quartier Fest und freue uns leider ohne Euch.
    Ich Wünsche Euch Mast und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
    Gruss von der Hohfurrenstrasse
    Bewohner Rolf und Theres ( geniessen die Terrasse mit dem Sonnenstoren)