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Hinreise, Einrichten und Bunkern

Von Mönchaltorf über Zürich Flug nach Stockholm, mit dem Zug nach Nyköping, Mietwagen bis nach Nävekvarn - Freitag, 30. Mai bis Samstag 7. Juni 2025

Kein Rumpeln und Stottern

Endlich drei Wochen später als geplant können wir am Freitag nach Schweden aufbrechen. Der Kardiologe vom Spital Zollikerberg hat Peter ein neues Medikament verpasst und wollte den Erfolg mit einem Langzeit EKG und Laborwerten kontrollieren. Alle Resultate sind im grünen Bereich. Kein Vorhofflimmern oder Flattern mehr. Auch der Rhythmus hat sich beruhigt.

Mit Zug und Flug nach Norden

Früh um halb sechs am Freitag Tagwache. Danach bringt uns Barbara mit dem Auto nach Uster und die S-Bahn zum Flughafen. Das Gepäck mit je 16 kg ist schnell eingecheckt. Wir haben zwei grosse Schachteln mit Ausrüstung schon per Post zu Odin gesendet.

Die Zeit reicht für ein gemütliches Frühstück. Pünktlicher Abflug mit Air Baltic. Bei klarer Sicht auf die Alpen fliegen wir zweieinhalb Stunden nach Norden. Nach der Landung im nebligen Schweden sausen wir mit dem Arlandaexpress (200 kmh) zur Central Station in Stockholm.

Verwöhnen in der Brasserie

Wir finden im Hauptbahnhof die Brasserie Lucette, wo wir uns schon letztes Jahr verwöhnen liessen. Der rohe Heilbutt, ein feiner Lachs und ein gutes Stück Fleisch erfreuen unseren Gaumen.

Mit dem Bummler queren wir die grüne Landschaft nach Nyköping. Die Natur erwacht im hohen Norden drei Wochen später. Die Rapsfelder beginnen zu blühen, Einzelne Blumen locken die Bienen an. Das Laub an den Bäumen ist noch frisch.

Zurück in Nävekvarn

Leider steht beim Bahnhof kein Taxi zur Verfügung. Zu Fuss holen wir unseren Mietwagen bei Audi und erreichen nach kleinen Einkäufen Nävekvarn eine halbe Stunde später. 

Odin steht im Hafen und wartet auf uns. Der Hafenkrog ist geöffnet. Wir setzen uns bei der Terrasse an die wärmende Sonne und geniessen unser Abendessen. Im Gästehaus der Werft hat Sandra ein Zimmer hergerichtet. Für eine Nacht bleiben wir bis zum Frühstück.

Waschen, Waschen, Waschen…

Heute Samstag setzen wir uns folgendes Tagesziel. Wir müssen am Abend auf Odin schlafen. Die Bugkabine muss bis zum Abend bezugsbereit sein. Fünf Stunden benötigen wir um alle Schlafsäcke zu waschen und mit dem Tumbler zu trocknen. Sieben Kilometer Fussweg legen wir von Odin zum Waschraum hin und zurück. Immerhin scheint die Sonne. Es ist warm und der Wind flötet in den Masten.

Räumen und verstauen

Der Inhalt beider Backskisten (2 x 1.70 m3) liegt in der Heckkabine und muss wieder in den Tiefen Steuerbord- und Backbordkisten verstaut werden. Das Einrichten wird nur von einem kleinen Essen und Mittagsschlaf unterbrochen. Zusammen mit Norbert und Josephine, unseren Freunden vom Wassermann, vertilgen wir eine Pizza mit Wildfleisch. Die Sonnenschirmen auf der Wiese schützen uns vor dem Sonnenbrand. Der anstrengende Tag wird mit einem Garnacha-Tempranillo begossen. Nach diesem Schlummi sinken wir in der Bugkabine müde auf unsere weichen Matratzen und ziehen uns die frisch gewaschenen Schlafsäcke über die Ohren.

Unzählige Wanten, Leinen und Stecker

Spiegelglatte See begrüsst uns am Sonntag morgen. Nach dem Frühstück wird das Deck klar gemacht. Mit Hilfe der Dirk werden die Bäume vom Besan- und Grossmast montiert und gesichert . Danach unzählige Leinen und Stecker richtig platziert.

Die vergessene Genickwante welche den Besanmast mit dem Grossmast verbindet,  wurde nach einem Rückruf beim Werftchef Micael montiert. Im Hafen stellen wir fest, dass auch die Wante zur Versteifung des Besanmastes unnötigerweise abgebaut wurde. Norbert steigt hoch und korrigiert den Fehler.

 

Endlich gegen Abend ist auch das Büro mit Computer, Server und Drucker eingerichtet. Die Planung und Dokumentation unserer Reise kann wieder aufgenommen werden.

Kofferraum voll Esswaren

Am Montag morgen fahren wir mit dem Mietwagen zur Gasfüllanlage. Die zwei gefüllten Flaschen reichen uns für 2 - 3 Monate. In den Supermärkten Lidl und Hemköp füllen wir den Kofferraum bis oben mit Esswaren.

Noch vor dem Mittagessen wird alles Gebunkert und in den unendlichen Tiefen der Bänke und Bilgen verstaut. Als Belohnung verzehren wir einen gemischten Salat mit frisch gebackenem Brot.

Der Wasserdeckel klemmt

450 Liter passen in unseren Wassertank. Wir können den Tankdeckel nicht öffnen und fragen uns, wie das Wasser trotzdem eingefüllt werden kann. Die Versuche mit Meisel und Hammer scheitern. Auch Koni der Hafenmechaniker vom Stahlschiff ‚Ernst‘ hat mit grobem Werkzeug keinen Erfolg. Mit dem Heissluftföhn heizen wir den Deckel auf 400º und er bewegt sich trotzdem nicht! Schliesslich installieren wir eine neue Leitung mit Gardena Verbindungen direkt bis zum Tank. Keine schlechte Idee. Mit der Schlauchverlängerung können wir nun auf Steuerbord oder Backbord Wasser bunkern.

Die Wissenschaft der Wantenspannung

Allein der Grossmast hat acht Wanten, welche bis zur Bruchlast von 15% gespannt werden müssen. Mit Hilfe der Zollstockmethode werden die Terminals so lange gedreht bis die Spannung stimmt. Klar, dass dabei der Mast senkrecht stehen und keinen Bauch haben darf. Die Spindel der Segelrollanlage klemmt sonst und dreht nicht. Auch der Besan hat fünf Wanten. Mit Hilfe der Genickwante vom Top des Grossmastes zum Besan wird die Neigung nach hinten eingestellt. Weil der Zug der Top- und Mittelwanten die Einstellungen des Grossmastes verändert, müssen die Backwanten nachgespannt werden. Die Kontrolle mit dem Spinnlock Gerät von Norbert bestätigt die präzisen Einstellungen.

Geburtstag von Norbert

Am Abend sitzen wir bei Norbert und Josephine im gemieteten Ferienhäuschen. Bei feinem Wein und Spagetti geniessen wir den Feierabend. Als Dessert wir die mitgebrachte Schwedentorte redlich aufgeteilt. Mit süssem Geschmack im Mund fallen wir in die Heia.

Blühtenstaub und Regen

Kurz nach dem Frühstück am Dienstag wird Odin gründlich gewaschen. Seit vier Wochen stand unser Schiff draussen und war der Witterung ausgesetzt.  Blühtenstaub und Regen haben Ihre Spuren hinterlassen. Die Bilge in der Heckkabine ist mit Wasser gefüllt. Vor dem Segelsetzen möchten wir deshalb ein sauberes Deck haben.

Ausfahrt nach Norrköping

Dem Sund entlang fahren wir durch endlose Wälder nach Norrköping zu ‚Båttillbehör Hjertmans‘. Der beste Laden für Bootszubehör in Schweden. Seekarten, Reinigungsmittel und Kleinwaren wechseln den Eigentümer.

Keine dreihundert meter entfernt finden wir den Systembolaget. Im riesigen staatlichen Alkoholladen erstehen wir 30 Flaschen Wein, 12 Karton Wein mit drei Liter und einige Spirituosen. Der Kofferraum ist danach mit köstlichen Säften vollgestopft. Zurück im Hafen wird alles im Sitzbank von Odin verstaut. Das sollte für die nächsten Monate reichen.

Whisky und Parkbuse

Mit Norbert und Josephine fahren wir nach Nyköping für kleine Einkäufe beim ‚Glas Ohlsen‘. Neben Gardena Ersatzteilen finden wir einen neuen Feuerlöscher. Norbert ersteht einen ‚Talisker Storm‘ Whisky, welcher auf dem Transport zum Parkplatz aus der Kartonschachtel rutscht und am Boden zerschellt. Also nochmal zu Systembolaget und eine neue Flasche kaufen. Die Verkäuferin meint: „Wenn Sie uns den Flaschenhals bringen, kriegen sie die zweite Flasche umsonst“. Ist das Nächstenliebe?

Eine böse Überraschung erwartet uns hinter den Scheibenwischern. 800 SEK Parkbuse. Wir konnten die Gebühr nicht bezahlen, weil wir kein Swift (entspricht dem CH Twint) haben. In der Bezahl App konnten wir nicht einloggen, weil wir keine schwedische BankID haben…

Schlemmen beim Spanier und Segel setzen

In der ‚España Tapasbar‘ lassen wir uns verwöhnen. 14 verschiedene Gericht lassen wir auftragen. Nach den vielen Köstlichkeiten folgt auch noch eine Nachspeise. Zufrieden kehren wir auf Odin zurück.

Der Wind ist nach Tagen endlich eingeschlafen. Mit Hilfe von Josephine und Norbert setzen wir spät am Abend innert 45 Minuten alle Segel. Nach dem verdienten Schlummi im Steuerhaus versinken wir in der Bugkabine.

Schlussspurt

Langsam nähern wir uns dem Schlussspurt beim Einrichten von Odin. Nach dem morgendlichen Duschen am Mittwoch werden die letzten Leinen gelegt und die Heckkabine geputzt. Mit dem Bettzeug versehen ist nun alles für die ersten Gäste bereit. Nach dem Verräumen der Notfall Medikamente in die Arztasche und den Apothekerschrank ist auch der Salon bereit.

Der erste Apero um 15:00 Uhr

Gemütlich setzen wir uns mit einer Flasche Rosé ins Steuerhaus und betrachten unser Werk der letzten Tage. Als Belohnung gibt es am Abend Lachs mit Spargeln. Bis spät sitzen wir bei Wein und Toffifee.

Beim Eindunkeln um 23:00 Uhr zieht ein Gewitter vorbei. Der starke Regen prasselt auf unser Deck. Alles ist dicht

Stromausfall

Das Regenwasser führt im Stromverteiler am Steg zu einem Kurzschluss. Ohne Landstrom installieren wir am Donnerstag morgen die Sonnenkollektoren. Schon nach wenigen Minuten sind die Batterien wieder geladen.

Endlich bleibt Zeit für Büroarbeiten und eine grobe Streckenplanung. Die Wetterprognosen der nächsten Tage zeigen Regen und Sturm. Wir sollten deshalb noch einige Zeit im geschützten Hafen bleiben.

Die ersten Gäste sind da

Mit unserem Audi 3 holen wir Muck und Mäse am Bahnhof von Nyköping ab. Nach kleinen Einkäufen im Hemköp sitzen wir beim Happy Landing auf Deck. Am grossen Tisch im Steuerhaus verzehren wir Räksalat (Crevetten), Melone und Rohschinken. Zum Dessert vertilgen wir zusammen mit JoNo eine weitere Schwedentorte und begiessen das ganze mit einem Glas Wein.

Mietwagen checkout

Heute Freitag ist der schwedische Nationalfeiertag. Die meisten Geschäfte bleiben deshalb geschlossen. Es ist kühl. Die Sonne scheint nur zaghaft. Mit Norbert fahre ich nach Nyköping, wo wir nach dem Tanken die beiden Mietwagen deponieren. Die Büros der Vermietung sind nicht besetzt. Die Fahrzeuge werden von allen Seiten fotografiert und anschliessend die Schlüssel in die Box eingeworfen.

Mit dem Bus kehren wir in 30 Minuten zurück nach Nävekvarn. Das notwendige Ticket wird mit der App erstellt und am Lesegerät entwertet. In dieser Zeit geniessen Vreni, Muck und Mäse die Natur im Schärenwald der vorgelagerten Insel.

Mit Rauchlachs, Spargeln und Kartoffeln schlagen wir uns im Hafenkrog den Magen voll. Gesättigt liegen einige von uns bis 17:00 Uhr beim Mittagsschlaf. Es bleibt genug Zeit für einen gemütlichen Abend auf Wassermann.

Der Himmel schreit

In der Nacht auf Samstag braust der Wind mit Windstärke 5 bis 6 durch den Hafen. Die losen Leinen schlagen, Die Masten heulen wie Orgelpfeifen. Endlich dreht der Wind von Süd nach West. So bleibt der Schwell im Hafen weg und wir liegen ruhig.

Pizza mit Wildschweinfleisch

Über den Mittag ist der Pizzawagen wieder geöffnet. Nichts wie hin.Wir bestellen uns drei Wildschweinpizzas mit Bier und geniessen den Platz an der Sonne. Allerdings ist der Wind so stark, dass die Strohhüte fliegen.

Endlich fahren wir los

Nävekvarn - Arkösund - Stegeborg - 8. bis 11. Juni 2025

Aufbruch

Am Sonntag morgen herrscht Aufbruchstimmung. Nach einem feinen Filet Pfännli von Vreni starten wir den Motor und arbeiten die Checkliste durch. Mit eindampfen in die Bugspring wird Odin vom Steg weggedreht und rückwärts zur Tankstelle verlegt. Mit 450 Liter Diesel im Kiel machen wir uns auf den Weg nach Arkösund.

Testen aller Systeme

Vor den ersten Schären begrüsst uns ein Seehund. Sein Kopf ragt aus dem Wasser. Die Glutschaugen beobachten uns interessiert. 

Auf halbem Weg begegnen wir ‚Njord‘. Wir legen uns mitten auf der Ostsee längs und werden von Lotta und Thomas herzlich begrüsst. Wir haben Sie in den letzten Jahren immer um einige Meilen verpasst und freuen uns über das Wiedersehen.

Nach dem Setzen aller Segel gleiten wir gemütlich bei 2-3 Beaufort nach Süden. In der Bucht von L Krokh werden die Segel gestrichen und der Anker im Mud tief eingegraben.

Alle Manöver haben geklappt. Wir setzen die Fahrt nach einem kleinen Apero fort zu unserem Zielhafen, wo uns Wassermann schon erwartet.

Out of the Saison

Der Hafen ist bis zum Mittsommerfest geschlossen. Das Dusch und WC Haus ist noch im Umbau. Auch alle Restaurants schlummern im Winterschlaf. Wir werden von Vreni mit einem Filletpfännli verwöhnt.

Keine Infrastruktur und auch keine Hafengebühr. Bei einem gemütlichen Schlummi im warmen Salon verabschieden wir uns von Josephine und Norbert. Sie werden morgen nach Süden segeln. Wir bleiben noch in der Geisterstadt Arkösund hängen.

Der Wind heult durch den Hafen

Alle Beizen sind am Montag geschlossen. Der Wind heult. Die Wellen lassen Odin schaukeln. Am Weg zum Einkaufen bei Livs finden wir die beim Hafenbüro beschriebene WC Anlage. Etwas weiter sind in einem grauen Container sogar Duschen eingerichtet. Damit ist eine gute Infrastruktur gewährleistet.

Ausflug zum Aussichtspunkt

Die Küchenmannschaft sorgt für ein köstliches Nasigoreng mit Spiegelei. Nach einem kurzen Verdauungsschlaf wandern wir zum Aussichtspunkt hoch über der Hafenanlage. Vorbei an langen Briefkastenanlagen und blühendem Goldregen erklimmen wir den kleinen Berg und geniessen die weite Aussicht über Schären und die Ostsee.

Bis spät am Abend vertreiben sich Muck, Mäse und Vreni die Zeit mit Rommey, während der Skipper das Logbuch nach führt und die Strecke zum Götakanal plant.

Regen angesagt

Die Wetterprognose zeigt am Dienstag Regen an. Wir verlegen nicht in die Bucht und bleiben im Hafen. Nach dem Duschen im Container wagen wir eine Wanderung der Küste entlang. Auf den äusseren Schären sind Haubentaucher auf schwimmenden Nester beim Brüten. Viele Jungvögel sind zu beobachten. Sogar eine Holzsauna mit kleinem Sandstrand ist eingerichtet.

Nach Einkäufen im Livs kehren wir trocken zu Odin zurück. Bei Regen sitzen wir im geschützten Steuerhaus. Die feinen Spargeln mit Rohschinken werden rübis und stübis vertilgt. 

Ablegen bei strömendem Regen

Eine Regenfront nach der Andern fegt am Mittwoch durch die Landschaft. Zwischendurch ist es trocken. Genau beim Ablegemanöver schüttet es in Strömen. Vreni und Mäse schlüpfen deshalb in die Segelanzüge.

Beim ersten Sonnenstrahl segeln wir mit der Genua hoch am Wind. Nach 20 Minuten wieder eine ausgewachsene Regenschauer. Beim Anlegen in Stegeborg ist es wieder trocken. Der Seitenwind mit 4 Beaufort verpatzt beinahe das Anlegen zwischen den Schwengeln. Das Restaurant bleibt bis 17:00 Uhr geschlossen.

Schloss Stegeborg

Wir besichtigen deshalb das Schloss Stegeborg. Die Ruine liegt auf einer Insel in dem als Slätbaken bezeichneten schmalen Sund der Ostsee. In Sund Vikbolandet  sperrte zwischen 700 und 1000 n. Chr. eine Linie ins Wasser geschlagener Pfähle die Durchfahrt für Schiffe ab. Die Burg das erste Mal im Jahr 1310 als Stækaborg erwähnt. Um 1700 wurde das Schloss geschleift und viel Baumaterial für ein neues Schloss nach Norrköping geschafft. Die Überreste werden mit aufwendigen Bauarbeiten gesichert und leuchten in der Abendsonne geheimnisvoll.

Zur Freude der ganzen Crew werden wir in der Brasserie mit Toast Skagen, Lachssashimi, Weissfisch und Cremebrülee verwöhnt.

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