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Der Küste entlang nach Flensburg

Dienstag 26. August bis 12. September 2025

Tunø - Bogense - Haderlev - Middelfart - Kalvø - Dyvig - Augustenbrog - Sonderborg - Flensburg - Sonderborg - Aerøsköbing - Svendborg

Vom Grau ins Blau

Am Dienstag liegt der See spiegelglatt, kein Hauch kräuselt das Wasser. Unser Volvo Penta arbeitet sich Stunde um Stunde durch die Flaute nach Süden. Statt wie geplant nach Julesminde zu fahren, ändern wir den Kurs und steuern Bogense an. Vielleicht ist der Kurs über den Kleinen Belt morgen günstiger für die Querung von Ost nach West.

Die Nordstjernen überholt uns

Das Motorschiff Nordstjernen ist ein denkmalgeschütztes Passagierschiff und war bis zu seiner Außerdienststellung 2012 das älteste Schiff der norwegischen Hurtigruten. Zwischen 1956 und 2012 verband es Norwegens Küstenorte und ist noch immer ein imposanter Anblick. Es macht Freude, diesem klassischen Dampfer beim Überholen zuzusehen.

Rundgang in Bogense

Die Marina in Bogense ist beeindruckend groß. Auf dem Weg ins Stadtzentrum passieren wir einen wahren Wald aus Masten. Durch die engen Gassen und entlang des malerischen Dorfbachs gelangen wir in die Innenstadt. Die Straßen sind gesäumt von hübschen, farbenfrohen Häusern. Zu unserer Überraschung entdecken wir eine idyllische Flaniermeile, die zum Bummeln einlädt. Vom Hohen Wasserturm aus bietet sich ein Blick über die Ziegeldächer der Stadt – weit mehr als nur ein Panorama, doch die Sicht ist durch die niedrigen Gebäude etwas begrenzt.

Räucherei geschlossen

Beim Spaziergang entlang des langen Hafenkanals lösen wir unser Hafenticket im entfernten Hafenbüro. Leider ist auch in Bogense die Fischräucherei geschlossen. Ohne Rauchlachs kehren wir zurück auf die Odin und genießen an Bord Spaghetti mit Gorgonzola.

Tanken im engen Kanal

Vor dem Auslaufen drehen wir „Odin“ im engen Kanal und legen an der Tankstelle an. Hier gibt es synthetischen Diesel ohne Biozusatz. Um aus dem Kanal hinauszufahren, muss unser Schiff ganz hinten noch einmal gewendet werden.

Halbwind mit Vollzeug

Dann geht’s richtig los. Bei Halbwindkurs setzen wir alle Segel und rauschen mit bis zu 7,4 Knoten gen Süden. Nach zwei Stunden lässt der Wind jedoch nach. Mit einer Strömung von 3 Knoten kommen wir nur langsam voran und biegen schließlich unter Motor in den Kleinen Belt ein. Nach der ersten Brücke versuchen wir unser Glück im Gammle Havn.

Der alte Hafen ist voll

Im alten Hafen von Middelfart liegen einige historische Holzboote. Nur zwei Segler haben noch Platz. Für uns gibt es leider keine freie Lücke. Also drehen wir ab und fahren zum neuen Hafen, wo wir einen Hafenplatz mit grüner Markierung finden. In einem riesigen Dalbenplatz legen wir an und stehen direkt neben den Seglern, die in Saeby ihr Ruder repariert haben.

Wir haben keine Lust auf einen Rundgang durch die Stadt. Ein großes Fest ist in Vorbereitung, überall stehen Festzelte. Greenpeace pusht einige Ideen zum Umweltschutz. Es ist laut aber schön warm. Wir sitzen gemütlich auf dem Achterdeck.

Grau in Grau

Die Sicht ist am Donnerstag diesig, in der Bucht von Bredningen weht kein Wind. Der Versuch zu segeln scheitert bereits nach dem Kleinen Belt: Nach 30 Minuten mit Vollzeug und einer Fahrt über Grund von nur 1,2 Knoten geben wir auf. Zwei Beaufort reichen nicht aus, um „Odin“ in Bewegung zu halten. Da die See spiegelglatt ist, lassen sich Schweinswale und Robben gut beobachten. Zwei von ihnen treiben entspannt auf dem Rücken und tauchen erst direkt vor unserem Kiel ab.

Der Fjord von Haderslev

Nach einigen Abkürzungen über Untiefen erreichen wir den Fjord von Haderslev. Sechs Meilen folgen wir der Tonnenstraße durch den engen Kanal, bis wir den Clubhafen erreichen.

Die Stadt gehörte seit ihrer Gründung im Hochmittelalter zum Herzogtum Schleswig. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg und dem Ende des dänischen Gesamtstaats fiel sie 1867 an Preußen und war damit von 1871 bis 1920 Teil des Deutschen Reiches. Im selben Jahr wurde Haderslev zusammen mit Nordschleswig an Dänemark zurückgegeben.

Fahrradtour in der Stadt

Zunächst nehmen wir die freien Waschmaschinen in Betrieb, dann machen wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg zum Lidl, um unsere Vorräte aufzufüllen. Dabei entgehen wir zufällig einer angekündigten Regenfront.

Der Dom

Auf dem Rückweg besichtigen wir den Dom. Die Marienkirche in Hadersleben (dän. Haderslev Domkirke) gilt als die schönste gotische Kirche Dänemarks. Ihr 22 Meter hoher Chor wird von vier Strebebögen gestützt. 1922 wurde die Kirche zur Bischofskirche des neu gegründeten Bistums Haderslev erhoben.

Zurück im Hafen kümmern wir uns wieder um die Wäsche: Die abgeschlossene Waschmaschine wandert in den Trockner – ein Vorgang, der sich bis 23 Uhr wiederholt.

Nebel im Hafen

Der plötzliche Temperatursturz sorgt am Freitagmorgen dafür, dass der Nebel die Sicht im Hafen stark einschränkt. Kurz nach dem Frühstück löst sich die Nebeldecke auf und weicht dem Sonnenschein. Die Fahrt durch den Haderslev Fjord wird dadurch zu einem echten Erlebnis. Die Felder glänzen in sanftem Gelb, und das Schilf sowie die Sträucher erstrahlen in kräftigem Grün.

Kein Segelwetter

Leider bleibt die See nach der Ausfahrt aus dem Fjord ruhig und flach. Immerhin können wir eine Stunde lang bei 2 bis 3 Knoten Wind mit Vollzeug hoch am Wind segeln. In Kalvø erwartet uns Glück: Unser Wunschplatz ist frei. Wir legen längs am einzigen freien Steg an und werden vom Hafenmeister freundlich begrüßt.

Opulentes Mahl

Das nahegelegene Restaurant hat nach Jahren wieder geöffnet, und die Speisekarte überzeugt auf ganzer Linie. Wir lassen uns einige kulinarische Köstlichkeiten servieren: einen Krabbencocktail, Scampi, Thunfischsalat, Tenderloin-Steak, ein halbes Poulet mit Pommes Frites sowie eine „Sternschnuppe“ mit drei Fischfilets, Kaviar und Crevetten. Nach diesem opulenten Mahl ist ein Spaziergang durch das nahegelegene Reservat fast schon Pflicht. Die Lichtung mit den Findlingen wirkt skurril – jeder Stein ist mit Datum und Herkunft beschriftet.

Drei Fronten

Am Samstagmorgen ziehen drei Fronten mit etwas Regen über uns hinweg. Wir bleiben noch eine Weile im schönen Hafen von Kalvø und warten auf besseren Wind. Nach dem Mittagessen zeigt sich wieder die Sonne – Zeit, die Leinen loszuwerfen und aus der Genner Bugt hinauszufahren.

Mit Speed durch die Wellen

Schon nach einer halben Meile setzen wir Genua und Besan. Hoch am Wind segeln wir mit 45–60° Kurs nach Süden. Weit vor uns zieht eine graue Regenfront vorbei. Bei der Einfahrt nach Dyvig bergen wir die Segel und folgen der schmalen Betonnung in die Bucht. Nur zwei Meter neben der Sandbank laufen wir in den Hafen ein und ergattern den letzten Längsplatz zum Anlegen. Praktisch: Direkt am Steg können wir bei der Hafenmeisterin bezahlen und gleich frische Brötchen fürs Frühstück bestellen.

Berd und Doris sind mit ihrer Hallberg-Rassy ebenfalls hier. Zusammen mit rund 40 anderen Eignern derselben Marke treffen sie sich zu einem Wochenende mit Regatten, Grillabend und viel Klönschnack.

Viel Betrieb

Am Sonntag, kurz nach Sonnenaufgang, herrscht reger Betrieb im Hafen. Jeder Platz ist belegt, und viele drängen vor dem Auslaufen noch zu Toilette und Dusche. Wir machen uns rechtzeitig davon, bevor sich die Armada der Hallberg-Rassys durch den Engpass an der Sandbank zwängt.

Mit Vollzeug durch den Als Fjord

Im Als Fjord setzen wir Vollzeug. Eine Böe erwischt uns heftig – Odin geht tief in die Knie. Das Büchergestell leert sich, der Navplatz ebenso, und sogar der Drucker fliegt durch die Luft. Hoch am Wind segeln wir knapp entlang des Ufers bis zum Alssund. Dort kommt der Wind genau von vorn. Für ein Aufkreuzen ist die Passage zu eng, also folgen wir unter Motor der Tonnenstraße nach Augustenborg.

Gastplätze von Mietern belegt

Die eigentlichen Gastplätze im großen Hafen sind von Dauerliegern besetzt. Unser erster Versuch, zwischen zwei Schwengeln festzumachen, scheitert – Odin ist schlicht zu breit. Schließlich finden wir zwischen den Dalben einen passenden Platz.

Das Schloss

Wir machen uns auf den Weg in die Stadt. Augustenborg liegt auf der Insel Alsen (Als). Über den Ort führt unser Weg hinauf zum Schloss. 1651 kaufte Herzog Ernst Günther vom dänischen König mehrere Gutshöfe. Die meisten ließ er abreißen, doch auf dem schönsten, in Stavensbøl, ließ er ab 1661 Schloss Augustenborg errichten. Fortan war es der Hauptsitz der herzoglichen Familie von Augustenborg. Heute steht das Schloss eingerüstet – umfangreiche Renovierungsarbeiten sind im Gange.

Augustenborg schläft

Im Schlosspark entdecken wir eine kleine Beiz, in der wir ein kühles Bier genießen. Auf dem Rückweg durch die stille Stadt fällt uns auf, dass manche Häuser stark verfallen sind: Der Putz zeigt Risse und Löcher. Am Sonntag haben alle Läden geschlossen – Augustenborg schläft.

Kalte Dusche

Die Woche beginnt erfrischend – allerdings anders als gedacht: Die Duschen spenden nur kaltes Wasser, da wir keine 5-Kronen-Münzen haben, um den Automaten zu füttern. Schnell ist Odin klargemacht, sodass wir schon kurz nach acht auslaufen können. Hinter der Tonnenstraße gleiten wir auf raumem Kurs mit der Genua nach Norden. Den Als Sund passieren wir unter Motor und erreichen pünktlich um 10:45 die Klappbrücke von Sonderborg.

König-Christian-X.-Brücke

Die Kong Christian den X’s Bro ist eine Stabbogenbrücke, die über den Als Sund zur Sonderburger Innenstadt führt und die Halbinsel Sundewitt mit der Insel Alsen verbindet. Die zweispurige Straßen- und Klappbrücke wird stündlich für den Schiffsverkehr geöffnet.

Das Signal zum Öffnen der Brücke wird mit der November-Flagge (weiß-blau kariert) gegeben. Mit roten Blinklichtern wird die Öffnung angezeigt. Deutlich hört man das Absenken der Schranken, die den Verkehr auf der Brücke stoppen. Danach geben zwei bzw. drei rote Lampen die Durchfahrt für die jeweilige Richtung frei. Vorgänger dieser Brücke war eine 220 Meter lange Pontonbrücke, die 1856 eröffnet und nach König Frederik VII. benannt wurde.

Der Hafen ist leer

Nach der Durchfahrt machen wir am Kai fest. Etwa dreißig Schiffe finden hier Platz. Am Ufer reihen sich Restaurants, deren Terrassen zum Verweilen einladen. Dank der farbigen Häuserzeilen kommt fast mediterranes Flair auf.

Am Abend treffen wir Doris und Bernd. Gemeinsam besuchen wir einen Italiener und genießen ein feines Abendessen. Später lassen wir den Tag mit einem Schlummertrunk an Bord der Odin ausklingen.

Gemütliches Segeln

Beim ersten Brückenzug um 08:45 verlassen Doris und Bernd den Hafen von Sonderborg. Kurz darauf legen auch wir ab und setzen direkt vor der Hafenausfahrt das Vollzeug. Bei zwei Beaufort tümpeln wir zunächst gemächlich nach Südwesten. Am Kap Skelde reicht der Wind nicht aus, wir müssen den Motor zur Hilfe nehmen. Danach segeln wir mit Schmetterling und Bullenstander entspannt nach Nordosten.

Bei Holnis frischt es auf. Wir schaffen die Rundung des Kaps, doch danach weht der Wind direkt von vorn – wieder ist Motoren angesagt. Kurz vor Flensburg ziehen schwarze Wolken auf, ein Gewitter droht. Ganz vorne im Hafenbecken finden wir jedoch trocken zwischen Dalben unseren Wunschplatz.

Das Kapitänsviertel

Nach dem „Happy Landing“-Drink erkunden wir die Ostseite von Flensburg. Im Kapitänsviertel, mit seinen vielen kleinen Gängen am Hang des Hafens, siedelten sich in früheren Jahrhunderten zahlreiche Kapitäne und Seeleute an.

Auf dem Rückweg zur Odin kehren wir bei Gosch ein. Auf der Terrasse genießen wir ein frisch gezapftes Flensburger – mit dem typischen Plopp löschen die Flaschen unseren Durst.

Die Cis-Gis-Stadt

Schon vor dem Frühstück hört man am Mittwoch das „Tüdädüdä“ der Feuerwehr, des Krankenwagens oder der Polizei. Den ganzen Tag über tönt es alle paar Minuten vom anderen Ufer herüber. Die Skyline von Flensburg glänzt in der Sonne und spiegelt sich im Wasser. Freche Möwen stolzieren über unseren Steg und hinterlassen ihre Spuren.

Die besten Fischbrötchen

Mit dem Bus fahren wir zwei Stationen bis zum Hafen der Traditionsholzschiffe. Natürlich sind diese schön anzusehen, doch uns zieht es vor allem zum Fischbrötchenstand. In aller Ruhe legt der Händler frische Brötchen zum Aufwärmen in den Ofen, bestreicht sie anschließend mit Remoulade und belegt sie mit Fisch, Zwiebeln, Apfel und Salat. Bei den Räucherlachs- und Matjes-Brötchen schlagen wir zu und genießen sie in der Sonne. Im Werftmuseum gießen wir das Vesper mit einem Flensburger Bier nach.

Rum-Wanderung

Wir wandern von Norden nach Süden quer durch die Fußgängerzone. In der Rum-Manufaktur Johansen bleiben wir hängen und probieren verschiedene edle Brände. Der Rucksack ist danach zwei Flaschen schwerer. Auf dem Weg liegt die Marienkirche (dänisch: Vor Frue Kirke), eine der Hauptkirchen Flensburgs. Der Sakralbau ist eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein im gotischen Stil. Innen ist es sehr düster, da nur wenig Licht durch die bunten Fenster dringt.

Enge Gassen

Vom Marktplatz biegen wir in die Rote Straße ein. In der schmalen Gasse setzen wir uns in einer Weinstube an einen kleinen Tisch und genießen zu einem Glas Weißwein einen elsässischen Flammenkuchen. Bei der zweiten Rum-Manufaktur, Braasch, begnügen wir uns mit einem Blick in die Ausstellung hinter Glas. Die Versuchung ist groß …

Später Besuch am Wasser

Zurück auf der Odin erholen wir uns vom langen Marsch und kehren erst am Abend wieder in die Stadt zurück. Im Börsenkeller lassen wir uns bei Bier und Bratkartoffeln mit Beilagen nieder – ein üppiges Abschiedsessen.

Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist es angenehm warm. Auf dem Achterdeck genehmigen wir uns einen „Verteiler“. Plötzlich taucht direkt neben der Odin ein Seehund auf, der genüsslich einen großen Fisch verspeist. Nach beendeter Mahlzeit verschwindet er wieder im tiefschwarzen Wasser.

Aufbruch zur Heimreise

Am Donnerstag um 05:15 Uhr ist Tagwache. Stephan packt seine sieben Sachen und bricht zur Heimreise auf. Mit dem Bus fährt er zum Bahnhof, dann folgt eine zwölfstündige Fahrt mit dem Intercity nach Uster. Es war eine schöne Zeit mit ihm auf dem Meer.

Retablieren

Drei Waschmaschinen und drei Trockner füllen wir mit Bettwäsche und Kleidern der letzten zwei Wochen. Mit den Elektrorollern von Voi fahren wir am Nachmittag zum Flaggenladen: Die Schweizer Flagge am Heck ist vom vielen Wind ausgefranst – wir kaufen daher eine neue. Nach kleinen Einkäufen bei Rewe sind wir mit den Trottinetts schnell zurück im Hafen und verbringen den Abend auf dem Achterdeck. Der Seehund lässt sich nicht mehr blicken.

Rägä, Rägä tröpfli…

Ganz leise tropft der Regen am Freitagmorgen aufs Deck. Keine Lust aufzustehen. Gegen 10:00 Uhr melden sich Mike und Maria. Sie besitzen eine Vilm 1 und möchten wissen, wo die Schwachstellen der Konstruktion liegen. Mit neuem Wissen im Gepäck verabschieden sie sich wieder.

Bei Sonnenschein schlendern wir durch die Fußgängerzone und setzen uns bei einem Japaner ans Förderband. Das Essen ist eher durchschnittlich …

Am Abend wird es auf dem Achterdeck schnell kühl. Wir genießen einmal mehr die Wärme in der Kuchenbude und spielen bis spät in die Nacht Triomino. Ein gemütlicher Tag geht zu Ende.

Auf an die Nordseeküste!

Früh am Samstagmorgen holen wir den Mietwagen ab und fahren quer durchs Land Richtung Westküste, bis an die Nordsee. Wir durchqueren das Land der Nordfriesen und parken schließlich im Hafen von Husum. Nach einem Eiskaffee umrunden wir den Hafen.

Husum (nordfriesisch: Hüsem)

Husum liegt in Nordfriesland, Schleswig-Holstein. Die Stadt erstreckt sich zu beiden Seiten der Husumer Mühlenau, die in das Wattenmeertief der Hever mündet. Eine Seeschleuse trennt den Fluss von der Nordsee, sodass der Gezeitenhub im Stadtgebiet nur begrenzt spürbar ist.

Die als „Grote Mandränke“ bekannte Sturmflut zerstörte weite Teile der Küste. Landstriche wurden überflutet, Inseln und sogar der Ort Rungholt versanken im Meer. Husum wurde dadurch zur Hafenstadt. Die Bewohner legten einen Marktplatz an – Waren konnten nun direkt per Schiff aus entfernten Gegenden angeliefert werden, und bald entwickelte sich ein florierender Handel.

Floh- und andere Märkte

Wir schlendern durch die Gassen der Hafenstadt und entdecken bei der Kirche den Marktplatz. Feiner Käse und Schinken wechseln den Besitzer. Vor der Rückfahrt besichtigen wir noch das Schloss mit seinen Parkanlagen – schade nur, dass der gesamte Schlosshof mit Autos vollgestellt ist.

Nach einem Einkauf bei Edeka (Ostfriesentee, Wein, Gemüse) und einem Abstecher zum Bauhaus (Reinigungsmittel und ein neuer Küchenteppich) kehren wir zurück auf die Odin. Am Abend sitzen wir bei angenehmen 25 °C auf dem Achterdeck.

Samstagnacht – Betrieb


In den Bars und Restaurants am Quai läuft bis in die frühen Morgenstunden laute Bumpum-Musik. Es ist viel los. Grölende Besucher stören die Nachtruhe, und die Geräusche hallen von den Häuserwänden wider. Ein Krankenwagen fährt mit Blaulicht und Sirene zum Krankenhaus …

Stadtlauf am Sonntag morgen

Früh am Morgen ist der gesamte Hafenquai abgesperrt. Lautsprecher dröhnen, irgendwo hupt es. Dann kommen sie: Hunderte von Sportlerinnen und Sportlern biegen um die Ecke und sprinten auf der Zielgerade – direkt am Hafenbecken vorbei.

Wir sitzen derweil im Mietwagen – eingesperrt auf dem Parkplatz. Zwischen zwei größeren Läufergruppen lässt uns der Streckenwart schließlich auf die Hauptstraße. Unser Ziel: Rømø.

Rømø – Insel im Wattenmeer

Wir fahren durch flaches, weites Land zurück zur Nordsee. Die Straßen ziehen sich schnurgerade durch das Marschland. Über einen zehn Kilometer langen Damm erreichen wir schließlich die südlichste dänische Wattenmeerinsel. Sie liegt rund drei Kilometer nördlich von Sylt.

Rømø ist berühmt für seinen kilometerbreiten, befahrbaren Sandstrand – ein beliebtes Ferienziel. Durch die Winterstürme wächst die Insel jedes Jahr weiter. Sand von der Westküste Sylts wird abgetragen und auf Rømø abgelagert. An der Ostküste bildet sich so im Windschatten eine meterdicke, meist nicht tragfähige, im Sommer jedoch betonharte Kleischicht aus besonders feinkörnigen Ablagerungen.

10 Kilometer Stau

Unser Ziel ist der Lakolk Strand – doch die Anfahrt wird zur Geduldsprobe. Der Verkehr stockt kilometerlang: Tausende wollen heute an einen der größten Strände Europas. Wir ergattern einen der letzten Parkplätze und laufen zum Meer. Die Autokolonne schiebt sich weiter am Parkplatz vorbei – direkt auf den Strand.

Mit einer Breite von bis zu vier Kilometern ist er eine beeindruckende Kulisse – für einen ebenso kuriosen wie unvergesslichen Tag zwischen Autos, Strandzelten und Campern. Doch, doch – das Meer sieht man zwischendurch auch.

Angeblich erwartet einem hier eine unberührte Küstenlandschaft, die „völlige Freiheit“ bietet. Uns kommt es eher so vor, als würde halb Dänemark mit dem Auto am Strand parken.

Dafür ist der Himmel umwerfend schön: Tausende bunter Drachen schweben an langen Leinen über dem Strand. Der Fantasie beim Bau dieser fliegenden Kunstwerke sind offenbar keine Grenzen gesetzt.

Entlang des Damms zum Wattenmeer

Statt eines idyllischen Naturstrandes haben wir vor allem Drachen bestaunt – und das mit großer Freude. Auf dem Rückweg Richtung Süden fahren wir entlang des Damms zur alten Schleuse von Højer.

Bereits 1859 begann hier die Eindeichung. Ein Jahr später wurde mit dem Bau der Schleuse begonnen. Der alte Deich war so marode, dass er einer Sturmflut nicht mehr standgehalten hätte. Die Zeit drängte, man arbeitete sogar an den Wochenenden. Vor kurzem wurde die historische Schleuse durch eine moderne Konstruktion mit drei Toren ersetzt.

Bei Käse, Schinken, Brot und Wein

Zurück in Flensburg geben wir den Mietwagen bei der Vermietung ab und spazieren zum Hafen. Anne und Reinhard sind mit ihrer Ashera ebenfalls im Jaich angekommen. Bei einem gemütlichen Abendessen sitzen wir gemeinsam in der Kuchenbude auf Odin. Draußen wird es langsam kühl – das Thermometer fällt in der Nacht auf 10 Grad.

Der Herbst zieht ein

Am Montagmorgen ist es kühl. Trotz der Sonne und der leuchtenden Skyline von Flensburg beträgt die Temperatur nur 16°C. Am Nachmittag klettert das Thermometer auf angenehme 25°C – perfekt für einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Beim Fahnenladen kaufen wir eine dunkelblaue Original Elbsegler Mütze. In der Roten Straße lassen wir uns von einem Fischbrötchen verführen. Unsere Favoriten sind Mathies nach Großmutterart und Lachs. Nach einem kurzen Einkauf bei EDEKA kehren wir wieder zum Hafen zurück.

Grüße aus der Schweiz

Für die Weiterfahrt morgen gibt es noch einige letzte Vorbereitungen zu treffen. Die Waschmaschine und der Trockner erfüllen noch einmal ihren Dienst. Wasser wird aufgefüllt und das Deck geputzt. Plötzlich klopft es am Steg. Stefan von der Segelyacht Anela steht vor unserem Schiff. Felix hat das AIS-Signal von Odin verfolgt und festgestellt, dass wir in der Nähe der Anela sind. Er hat den Skipper der Aludose – Stefan – losgeschickt, um uns Grüße vom Horgenberg zu übermitteln.

Im Fischmarkt bei Piet

Fast schon als Abschiedsessen setzen wir uns mit Anne und Reinhard ins Restaurant und lassen uns kulinarisch verwöhnen. Gesättigt von den köstlichen Fischgerichten verlassen wir als letzte Gäste die gastfreundliche Stätte und legen uns müde in die Kojen.

Tschüss, Flensburg

Am Dienstag, bei 10 °C und einer leuchtenden Kulisse, legen wir ab und fahren gegen den Wind durch die Flensburger Förde, vorbei an den Ochseninseln. Ab Holnis setzen wir die Segel und gleiten lautlos nach Süden. Für das Runden des Kaps Borreshoved muss uns der Motor wieder weiterhelfen. Einige traditionelle Zwei- und Dreimaster kreuzen unseren Weg. Die ganze Strecke haben wir mehrmals die deutsch-dänische Grenze überquert. Auf der Zielgeraden in Richtung Sonderborg rauscht Odin mit Halbwindkurs durch die nun aufgebauten Wellen von 0,5–0,8 m.

Hallo Sonderborg

Längs zwischen den hohen weißen Pfosten legen wir uns an die Quaimauer. Die mediterrane Stimmung passt perfekt zum warmen Klima und der Sonne. Die bunten Häuser entlang des Hafens leuchten malerisch. Erwin und Stefan mit der Alena laufen kurz nach uns ein und passieren die Brücke auf die andere Seite zum zweiten Hafen. Wir laden sie heute Abend zum Hörnlieintopf auf Odin ein. Vreni hat für alle gekocht und zaubert neben Chabissalat auch noch Gurkensalat mit Mais und grünen Salat mit Tomaten auf den Tisch. Bis spät in die Nacht sitzen wir in der Kuchenbude und genießen den warmen Abend.

Nieselregen und diesig

Der Mittwoch beginnt früh – bereits um 06:30 ist Tagwache. Bei leichtem Nieselregen laufen wir kurz nach acht aus. Alles ist grau in grau, die Sicht beträgt kaum mehr als drei Meilen. Kein Hauch von Wind liegt in der Luft.

Entlang der Küste motoren wir in Richtung Kap Pølsrev. Ein kurzer Versuch, zum Segeln die Genua zu setzen, scheitert mangels Wind. Nach der Umrundung des Nordkaps von Ærø laufen wir kurz vor 14:00 Uhr in den Handelshafen von Ærøskøbing ein. Nur zwei Schiffe liegen bereits dort. Die knapp 30 Seemeilen haben wir in viereinhalb Stunden hinter uns gebracht.

Die Märchenstadt

Ærøskøbing gilt als Dänemarks am besten erhaltene Stadt mit Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert und einer über 750-jährigen Geschichte. Dank strengen Denkmalschutzauflagen und eines ambitionierten Erhaltungsplans wirkt der Ort heute wie eine Bilderbuchidylle – mit Kopfsteinpflaster, üppigen Kletterrosen und kleinen, liebevoll gepflegten Häusern.

 

Ein Spaziergang durch die engen Gassen offenbart viele Details, vor allem an den kunstvoll gestalteten Türen und bunten Fassaden. Die stündlich verkehrenden Fähren aus Svendborg bringen nur wenig Touristen und Autos auf die Insel.

Nach einer gemütlichen Stadtwanderung kehren wir zurück an Bord der Odin. Beim nahegelegenen Fischhändler kaufen wir Räucherlachs und machen es uns anschließend gut geschützt am Holzsteg gemütlich. Bis tief in die Nach beobachten wir das Ein- und Auslaufen der brummenden Fähren.

 

1. Planänderung

Ursprünglich wollten wir unseren nächsten Gast, Res aus Belb, am kommenden Dienstag in Svendborg empfangen. Deshalb hätten wir noch ein paar Tage in Ærøskøbing bleiben können. Doch beim Blick auf die verschiedenen Wetterprognosen entschließen wir uns am Donnerstagmorgen, den Plan zu ändern. Die Sonne scheint, und heute bietet sich ein perfektes Windfenster, um nach Norden zu segeln. Also heißt es: Leinen los und ab aufs Meer!

Fähre in der Tonnenstraße

Kurz nach der Hafenmauer setzen wir die Genua und den Besan. Gemütlich segeln wir nordwärts bis zur Tonnenstraße von Høuestene. Plötzlich nähert sich von hinten eine Fähre, die mit ihrer mächtigen Bugwelle auf uns zukommt. Wir nehmen die Segel herunter und fahren sicher unter Motor durch die enge Straße. Nach der zweiten Begegnung mit einer Fähre setzen wir die Segel wieder und gleiten bei raumem Wind bis zur Brücke von Svendborg. Es folgt eine eindrückliche Fahrt entlang Trockdocks der Werften.

Svendborg Hafen leer

In Svendborg legen wir Odin längs an einem Schwimmsteg an. Nach einer kurzen Windanalyse – es sind 6-7 Bft aus Westen angesagt – entscheiden wir uns, Odin mit einem neuen Manöver ablandig an den festgebauten, stabileren Steg zu parken. 

Der Hafenmeister informiert uns freundlich, dass der Hafen ab Sonntag geschlossen wird, da dann 450 Boote erwartet werden.

Silverrudder 2025

Ab Sonntag, den 14. September, wird der Hafen von Svendborg von Teilnehmern des spektakulären Silverrudder-Rennens bevölkert. Das 19. Silverrudder-Rennen startet am folgenden Freitag. Die Teilnehmer segeln dabei nonstop rund 134 Seemeilen um Fünen, die drittgrößte Insel Dänemarks. Dieses unorthodoxe Rennen hat längst Kultstatus erlangt und zählt zu den bedeutendsten Einhand-Segel-Events Europas. Das Rennen stellt nicht nur die seglerischen Fähigkeiten der Teilnehmer aus 15 Nationen auf die Probe, sondern beeindruckt auch durch die Vielfalt der teilnehmenden Boote – von klassischen Yachten bis hin zu hochmodernen Rennmaschinen.

2. Planänderung

Eigentlich hatten wir geplant, den angekündigten Sturm nächste Woche in Svendborg abzuwettern. Doch die Wettervorhersage zeigt, dass ab Samstag nur mäßiger Wind aus Südwest angekündigt ist. Wir entscheiden uns, die Gelegenheit zu nutzen und am Wochenende nach Nyborg zu segeln. So kommen wir unserem Ziel Rügen wieder einen Schritt näher.

Flanieren in der Fußgängerzone

Eine ruhige Nacht, trotz der „Bumbum“-Musik aus der Ferne. Am Freitagmorgen steht ein Einkaufsbummel auf dem Plan. Beim nahegelegenen Bootszubehörladen schlägt unser Herz schneller, und die Geldbörse wird geplündert. Einige Kleinigkeiten wie neue Blöcke, Reinigungsmittel für den Fäkalientank und eine Gummiklammer für die Badeleiter landen im Rucksack.

Danach schlendern wir durch die Fußgängerzone und entdecken dabei einige charmante Ecken. Der große Dorfplatz mit der Kirche, dem Nixenbrunnen und den Altstadthäusern glänzt in der Sonne.

Regenschauer zur rechten Zeit

Die belebte Einkaufsmeile lockt uns mit vielen Läden. Dutzende von Menükarten studieren wir, bis wir uns schließlich bei einem Japaner niederlassen – wir haben wohl das beste Restaurant in Svendborg gefunden. Nach ein paar Einkäufen im nahen Supermarkt kehren wir zurück zur „Kuchenbude“ auf Odin. Leichter Regen tropft jetzt aufs Dach – gerade rechtzeitig.

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Kommentare: 1
  • #1

    Graziella Schneider (Montag, 15 September 2025 22:59)

    Ahoi zäme
    Wie ich eurem interessanten Bericht entnehme, nähern sich eure Segelabenteuer 2025 langsam dem Ende zu, in Begleitung von Resu aus Belp.
    Ich wünsche euch eine schöne Überfahrt nach Rügen und dann eine glückliche Rückreise in die Heimat. Liebe Grüsse (auch an Resu) und häbets geng guet.
    Graziella