Sonntag 28. September. bis Mittwoch 15. Oktober 2025
Stralsund - Lauterbach - Thiessow - Göhren - Prora - Rostock - Hamburg - Zürich - Lindhof
Wäsche sonnen wie im Frühling
Wir zählen die sonnigen Tage schon lange nicht mehr. Am Sonntagmorgen fragen wir uns: Wann hat es eigentlich das letzte Mal geregnet? – Wir erinnern uns nicht. Bei leichtem Wind hängen wir die Schlafsäcke in die Sonne. Die Nächte sind kühl, und zum ersten Mal in diesem Herbst haben wir am frühen Morgen die Heizung in Betrieb genommen.
Die Nikolaikirche
Leider ist das Gelände der Klosterruine gesperrt. Bei einem kleinen Rundgang können wir jedoch den Jonishof besichtigen. In der Altstadt von Stralsund steht die älteste der drei grossen evangelischen Pfarrkirchen: die St.-Nikolai-Kirche. Sie wurde erstmals 1276 urkundlich erwähnt. Ihr Patrozinium erhielt die Kirche am Alten Markt nach Nikolaus von Myra (Türkei) – dem Schutzheiligen der Seefahrer und Händler.
Der südliche Turm misst bis zum Wetterhahn 102,60 Meter. Das Mauerwerk der Türme ist oben 2,14 Meter stark. Die Gesamtlänge des Gebäudes beträgt 87 Meter, die Höhe des mittleren Kirchenschiffs 29 Meter. Der imposante Innenraum ist farbenfroh mit Wandmalereien gestaltet. In den Seitenschiffen finden sich einige Skulpturen aus vergangenen Jahrhunderten.
Deftige Heringe und Polizei
Auf dem Rückweg zum Hafen lassen wir uns in der Bierhalle verwöhnen: Heringsfilet mit Bratkartoffeln und ein grosses Störtebeker-Bier. Zurück im Hafen vertreibt die Polizei die vielen Angler von den Bootsstegen – das Fischen im Hafen ist verboten. Fünf Minuten später ist es wieder ruhig. Dann stehen sie erneut da und ziehen einen Barsch nach dem anderen aus dem Wasser.
Störend für uns ist, dass wir über das Equipment der Angler steigen müssen, um auf die Odin zu gelangen. Hinzu kommt, dass beim Auswerfen der Leinen die Bleigewichte gelegentlich auch ein Segelboot treffen. Bei einem besonders weiten Wurf verfängt sich der Haken sogar in unserer Heckflagge. Die Privatsphäre leidet darunter deutlich.
Zweiter Versuch
Bei Sonnenaufgang werfen wir am Montag die Leinen los und tuckern langsam zum Ziegelgraben. Pünktlich um 08:20 Uhr werden die beiden Brücken geöffnet – freie Fahrt durch den Strelasund. Beim Palmer Ort steht nur eine kleine Welle. Bei Windstärke 4 bis 5 segeln wir entlang der Tonnenstrasse Richtung Norden. Mit Genua und Besan geniessen wir einen rassigen Halbwindkurs und laufen kurz nach Mittag im Hafen der Vilm-Werft in Lauterbach ein.
Herzliche Begrüssung
Mathias Lenz, Chef von der Vilm Werft steht schon bereit, um unsere Leinen anzunehmen – er hat uns erwartet. Nach fünf Jahren Abwesenheit ist es ein schönes Gefühl, wieder im Heimathafen zu liegen. Wir werden herzlich begrüsst von Mathias, Angela und Swen. Auch der neue „Mann für alles“, Björn, wird uns gleich vorgestellt, um den Termin für das Auswassern zu besprechen. Wir sind wieder zu Hause und setzen uns zum Aperitif an den Tisch auf dem Steg. Die Sonne wärmt – wir fühlen uns wohl.
Lauterbach
Der Ort hat etwa 500 Einwohner und liegt südöstlich von Putbus. Lauterbach verfügt über einen Hafen sowie über einen Bahnanschluss – sowohl zur Normalspur als auch zur Rügenschen Bäderbahn, dem „Rasenden Roland“.
Fürst Wilhelm Malte zu Putbus richtete 1816 am Strand bei Neuendorf das erste Seebad Rügens ein. Der Name Lauterbach geht auf seine Frau zurück, eine geborene von Lauterbach. Anfangs bestand das Seebad lediglich aus Zelten und Badekarren. Später entstand in der Goor östlich des Ortes ein mondänes klassizistisches Badehaus.
Im Stadthafen gibt es einige kulinarische Angebote. Neben zwei alten Fischerbuden mit verschiedenen Fischbrötchen sind auch vier Restaurants angesiedelt – wir werden sie in den kommenden zehn Tagen alle besuchen.
Das Abräumen beginnt
Am Dienstag startet das Finale. Nach kleinen Einkäufen im EDEKA bestellen wir für nächste Woche einen 8-Sitzer-Mietwagen – Renato, Miriam und die Enkel werden uns ab Samstag besuchen.
Im Roma geniessen wir ein ausgezeichnetes Mittagessen. Die Portionen sind riesig – die Vorspeise mit Meeresfrüchtesalat hätte schon als Hauptgericht gereicht. Beim Hauptgang bleiben die Sättigungsbeilagen im Teller. Mit vollen Bäuchen legen wir uns für einen Mittagsschlaf in die Kojen. Mit frischen Kräften geht es danach weiter: Das Beiboot wird verstaut, die Sorgleinen aufgerollt und einiges mehr erledigt. So wird es schnell Abend.
Im Greifswalder Bodden
Am Mittwochmorgen liegt die See spiegelglatt. Trotzdem brechen wir auf in den Greifswalder Bodden und durchpflügen mit unserer Bugwelle das ruhige Wasser. Vorbei am Grossen Zicker erreichen wir die schmale Tonnenstrasse nach Thiessow – 30 Minuten höchste Konzentration, mit teils weniger als einem Meter unter dem Kiel. Direkt neben der kaum zehn Meter breiten Zufahrt liegt das Wasser stellenweise nur 50 cm tief. Schwäne und Seevögel tummeln sich in den flachen Bereichen. Der kleine Hafen bietet nur wenige Gastliegeplätze. Drei Segelboote sind bereits ausgelaufen – genug Platz also für unseren Odin.
Das Strandcafé von Thiessow
Kurz nach dem Anlegen machen wir uns auf den Weg zur Ostseeküste. Am Waldrand begrüsst uns ein Specht. Dann hören wir das vertraute Rauschen der kleinen Wellen am endlosen Sandstrand. Vom letzten Ostwind liegt noch viel Seegras am Ufer.
Kurz nach dem Anlegen machen wir uns auf den Weg zur Ostseeküste. Am Waldrand begrüsst uns ein Specht. Dann hören wir das vertraute Rauschen der kleinen Wellen am endlosen Sandstrand. Vom letzten Ostwind liegt noch viel Seegras am Ufer. Im nahen Strandcafé bei Udo bestellen wir eine grosse Fischplatte für zwei: Zander, Dorsch, Scholle und Barsch werden serviert – dazu ein grosses Schwarzbier.
Zurück im Hafen sitzen wir zum Aperitif auf dem Achterdeck. Die Sonne wärmt trotz leichtem Wind. Gegen Abend reisst der zweite Reissverschluss der Kuchenbude aus. Mit starker Nadel und dickem Faden nähen wir die Stelle wieder zu – mit der Zange drücken wir die Nadel durch fünf Lagen Stoff.
Der Rügenmarkt
Leichte Bewölkung und wenig Sonne erwarten uns am Donnerstagmorgen. Der Herbst ist spürbar, auch wenn die Blätter noch nicht fallen. Pünktlich um neun Uhr beginnt der Rügenmarkt – wie immer dienstags und donnerstags. Der ganze Hafen ist mit bunten Ständen gefüllt. Neben Nützlichem findet sich auch viel Selbstgemachtes und Kunsthandwerk.
Auf der „Fressmeile“ entdecken wir Mo und Paul an ihrem Wurststand. Sie begrüssen uns herzlich – das letzte Mal haben wir sie vor sechs Jahren hier getroffen. Nach einer kleinen Vorspeise mit Quarkbällchen decken wir uns mit geräuchertem Rotbarsch und Buttermakrele ein. Im Fischladen finden wir dazu noch feine Fischbrötchen. Beim Essen klopft jemand Vreni auf die Schulter – es ist Robert, ein alter Bekannter vom Fischstand in Lauterbach.
Leider kein Segeln mehr
Auf der Rückfahrt durch die Tonnenstrasse nach Lauterbach hat der Wind gedreht. Zwei Windstärken – leider genau von vorn – reichen nicht zum Segeln. Zurück im Hafen nutzen wir das ruhige Wetter, schlagen die Segel ab und verstauen sie trocken in den Säcken. Morgen ist der Nationalfeiertag – alle Läden sind geschlossen. Also holen wir im nahen Supermarkt noch das Nötigste.
Nationalfeiertag
Am 3. Oktober wird der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Dieser gesetzliche Feiertag wurde im Einigungsvertrag von 1990 festgelegt und erinnert an die deutsche Wiedervereinigung: Mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland wurde die Einheit am 3. Oktober 1990 vollendet. Um Mitternacht vom 2. auf den 3. Oktober traten die neu gegründeten Länder dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei.
Hafenrundgang
Am Freitagmorgen räumen wir das Deck gründlich auf: Alle Schoten und Leinen werden aufgeschossen und ordentlich an Masten oder Bäumen befestigt. Am Nachmittag unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch den Stadthafen. Bei herrlichem Wetter und wenig Wind herrscht reger Betrieb. Alle Beizen sind geöffnet. Auf dem grossen Platz steht ein kleiner, symbolischer Leuchtturm. Entlang des Hafenquais reihen sich viele Neubauten mit Ferienwohnungen. Die Seenotrettung (SAR) führt eine Übung durch: Mit einem kleinen Motorboot manövrieren sie das grosse, rote SAR-Schiff mit gezielten Drehungen durch den Hafen. Am späten Nachmittag erstellen wir die Pendenzenliste für die Winterarbeiten in der Werft.
Der Wellenritt im Hafen
Eine unruhige Nacht liegt hinter uns. Der kräftige Südwind mit Stärke 7 peitscht die Wellen direkt in den Hafen. Die Boote tanzen im heulenden Wind. Ein kräftiges Tiefdruckgebiet bringt stürmisches Wetter über ganz Deutschland, besonders betroffen ist der Norden – ein turbulenter Start ins Wochenende.
Der Bombenzyklon
Am Samstagvormittag fegt das Orkantief über Norddeutschland hinweg. Es bringt heftigen Regen und Sturm. In der Nacht fielen vielerorts 20 bis 30 Liter Regen pro Quadratmeter – und bis Sonntagmorgen werden ähnliche Mengen noch einmal erwartet. Besonders der Küstenraum ist betroffen: Neben Starkregen treten auch schwere Sturmböen auf.
Das derzeitige Tief ist ein sogenannter Bombenzyklon – entstanden aus den Resten des ehemaligen Hurrikans Humberto, der sich über dem Atlantik zu einem neuen, intensiven Tief entwickelte. International trägt es den Namen Amy. Von einem Bombenzyklon sprechen Meteorologen, wenn der Luftdruck in einem Tiefdruckgebiet innerhalb von 24 Stunden um mindestens 24 (aktuell 36) Hektopascal fällt – genau das ist derzeit der Fall.
Umständliche Anreise von Berlin zur Mole
Durch das Unwetter kommt der Verkehr nahezu zum Erliegen: Fähren fahren nicht, Flugzeuge bleiben am Boden, und auch Strassen- sowie Bahnverkehr sind stark beeinträchtigt – durch umgestürzte Bäume oder Überflutungen.
Renato, Miriam, Leonas und Milena bleiben bei Neubrandenburg stecken – der Zug fährt nicht weiter. Zwei Stunden lang warten sie auf einen Ersatzbus. Mit viel Glück erwischen sie die letzte Verbindung nach Lauterbach und erreichen schliesslich die Mole. In der ‚Werft und Meer‘ beziehen sie ein gemütliches Appartement. Vreni hat ihnen eine Tomatensauce und ein Pesto vorbereitet – so können sie die Tortellini im Warmen und Trockenen geniessen.
Im Hafen kehrt langsam Ruhe ein. Der Wind hat auf Südwest gedreht, die Wellen am Liegeplatz flachen ab. Nur draussen vor der Hafenmauer spritzt die Gischt noch hoch in die Luft.
Erholung am Sonntag
Nach der anstrengenden Zugfahrt der Familie Zahner lassen wir es heute ruhig angehen. Ein gemütlicher Rundgang durch den Hafen endet in einer nahegelegenen Pizzeria. Die Portionen sind riesig! Während sich Milena und Leonas auf dem Spielplatz austoben, kehren wir zu Odin zurück und setzen die Aufräumarbeiten fort. Der Wind hat sich etwas gelegt, und wir geniessen beim Apéro die warmen Sonnenstrahlen.
Odin zittert im Win
Die ganze Nacht über fegen kräftige Böen durch den Hafen. Der Mast schwingt, der Rumpf vibriert. Der Wasserstand ist bedenklich gesunken – das Echolot zeigt 0 m unter dem Kiel an. Die Fender hängen mittlerweile an der obersten Kante.
Übernahme der Familienkutsche
Bei der Werkstatt neben dem EDEKA haben wir einen 8-Sitzer-Bus gemietet. Damit kann nun die ganze Familie bequem transportiert werden. Während Renato mit seiner Familie einen Ausflug mit dem „Rasenden Roland“ zum Jagdschloss macht, erledigen wir weitere Büro- und Putzarbeiten.
Risotto mit sechs Personen am Tisch
Zum Abendessen kocht Vreni für alle ein feines Risotto, für die Kinder gibt es Teigwaren. Nach dem langen Ausflug sind alle hungrig. Der Salon wird zur Belastungsprobe: Mit fünf Sitzplätzen auf den Polstern und einer umfunktionierten Bierkiste mit Sitzkissen finden schliesslich alle einen Platz.
Ein neues Batteriemanagement
Der Dienstagmorgen ist trüb. Um neun Uhr kommt – wie verabredet – Elektriker Malte Baumbach an Bord, um unser Batterieproblem zu begutachten. Ein Belastungstest zeigt: Die Verbraucherbatterien sind zwar gebraucht, aber noch einsatzfähig. Er stellt uns drei mögliche Varianten für die Sanierung vor:
1 - Austausch der Batterien auf mindestens 350 Ah (ca. 1.200 €).
2 - Erweiterung durch eine integrierte Lithium-Zusatzbatterie, Kapazitätssteigerung um 360 Ah (ca. 2.500 €).
3 - Komplettumstellung auf Lithium-Batterien mit neuem Batteriemanagement (ca. 5.000 €).
Wir entscheiden uns für Variante 2 und beauftragen ihn mit der Umsetzung im Winter.
Kleine Inselrundfahrt mit Odin
Nach leckeren Fischbrötchen am Fischerboot „Berta“ legen wir zu einer kleinen Rundfahrt rund um die Insel Vilm ab. Alle geniessen die frische Meeresluft an Bord. Nach 10 Seemeilen kehren wir in den Hafen zurück und stossen beim Apéro am Steg mit einem dreifachen Plopp auf den Tag an – stilecht mit Flensburger aus der kleinen Bügelflasche. Währenddessen basteln die Kinder mit gesammelten Kastanien und Zahnstochern fantasievolle Tiere.
Inventar und Koffer packen
Heute übernachten wir zum letzten Mal auf Odin. Ab morgen beziehen wir ein Appartement bei „Werft und Meer“. Nach der Bestandsaufnahme von Medikamenten, Kleidung und Lebensmitteln packen wir die Koffer für die Heimreise.
Pendenzen LIste
Gemeinsam mit Mathias, dem Chef der Vilmwerft, wird die To-do-Liste für die Winterarbeiten besprochen. Die Holzaufbauten müssen abgeschliffen, gebeizt und neu lackiert werden. Der Klapppropeller schlägt, da die Lager Spiel haben. Ein vierseitiger Beschrieb mit Fotos wechselt den Besitzer. Für den Winter steht einiges an Arbeit an.
Die Familie Zahner nutzt den Tag für einen Ausflug nach Stralsund. Trotz leichtem Nieselregen geniessen sie den Besuch im Zoo und das Planschen im Hallenbad.
Der Radar kann nicht kaputt sein
Mit dieser festen Überzeugung kommt Malte, der Elektriker von gestern, zurück an Bord. Nach Durchsicht der Unterlagen ist er sich sicher: Nicht der Radar selbst ist defekt, sondern irgendwo die Zuleitung. Morgen – nach dem Mastlegen – möchte er den Radar abbauen und umfassend testen. Das freut uns sehr! Über ein Jahr lang hatten wir verschiedene Fachleute konsultiert und immer wieder gehört, der Simrad-Radar sei ein schlechtes Produkt und nicht mehr reparabel. Malte hingegen ist anderer Meinung: „Simrad ist das Beste, was man kriegen kann!“
Odin wird entmannt
Am Donnerstagmorgen geht es um 06:00 Uhr los – Tagwache. Björn möchte heute die Masten ablegen. Um sieben Uhr starten wir. Nachdem die Topwante am Besan gelöst ist, kann der Bolzen der Genickwante ohne Drehung am Terminal gezogen werden. So bleibt die Einstellung für das Ausrichten der beiden Masten erhalten. Um neun Uhr liegen die Masten neben Odin auf den Böcken, bereit für die Lagerung in der Halle.
Renatos Geburtstag
Der Festtag der Zahners beginnt mit einer Fahrt im „rasenden Rolland“ nach Göhren. Die Dampflok schnauft mit viel Russ und Rauch der Strasse entlang. Mit dem Mietwagen holen wir die gesamte Familie ab und fahren nach Thiessow zum Strandcafé. Die feine Fischplatte mit Dorsch, Zander und Scholle begeistert alle.
Woher kommt der ganze Sand?
Diese Frage stellen uns die Kinder. Sie buddeln nach dem Essen tief in den Sand und merken schnell, dass es weiter unten feucht wird. Nach einer Stunde verlassen wir den riesigen Sandhaufen und ziehen weiter zum Rügenmarkt im Hafen.
Mo und Paul verwöhnen uns mit einer Vielzahl an Wurstproben. Natürlich decken wir uns gleich mit einigen Salamis ein. Mit Quarkbällchen und Eis lassen wir den kulinarischen Ausflug für heute ausklingen. Der Rügenmarkt ist nur schwach besucht. Die Händler stehen träge herum und lauern auf potenzielle Kunden.
Einzug ins Apartment
Während Leonas und Milena unbedingt mit der Dampflok nach Lauterbach fahren, legen wir die Strecke mit unserem Bus zurück. Heute beziehen wir eine Drei-Zimmer-Wohnung von „Werft und Meer“, die mit allem Komfort direkt am Hafen liegt. Die ganze Familie versammelt sich zum Abendessen und es herrscht ein fröhliches Durcheinander. Die Kinder sind ganz aufgedreht von den vielen Eindrücken des Tages.
Keine Wellen mehr, die uns schaukeln – wir freuen uns auf eine ruhige Nacht ohne heulende Masten.

Kein Auswassern am Montag
Schlechte Nachrichten am Freitagmorgen: Björn informiert uns, dass der Kran für das Auswassern von Odin erst nächste Woche Freitag verfügbar ist. Schade. Der vor Monaten vereinbarte Termin fällt buchstäblich ins Wasser. Eine Inspektion des Unterwassers, der Schrauben und des Ruders ist nun leider nicht möglich.
Der letzte Wäschetag
Heute dürfen wir die werfteigene Waschmaschine benutzen. Da es keinen Trockner gibt, hängen wir die Wäsche ins Holzlager, teilweise am Steg im Wind und im Steuerhaus auf. Laufend werden die trockenen Stücke in Säcken verpackt und vakuumiert. Die Holzkiste im Lager füllt sich bis zum Rand. Unterbrochen wird die Wäscheaktion nur von einem leckeren Essen im Hafen. In Strandkörben mit Tisch geniessen wir rohen Hering und Garnelen.
Bockwurst und Bier
Die Wäsche trocknet in der Nacht von Freitag auf Samstag in der Halle nicht so schnell, wie wir es uns erhofft hatten. Ein grosser Teil wird deshalb mit dem Wäscheständer ins Apartment verlegt. Mit dem „rasenden Rolland“ fahren wir ab der Mole im Hafen nach Göhren im Mönchsgut. Im gemütlichen Speisewagen geniessen wir auf dem Weg eine Bockwurst mit Bier.

Die Einkaufsmeile von Göhren
Renatos Familie erwartet uns am Strand. Wir trennen uns und gehen verschiedene Wege. Während Miriam mit den Kindern am Strand bei der Brücke im Sand buddelt, besuchen wir mit Renato die Einkaufsmeile in der Fussgängerzone. Vor dem Museum, das viele Kutschen und Pferdegeschirr zeigt, setzen wir uns in die Sonne und gönnen uns ein Stück Kuchen. Mit viel Dampf und Rauch „rasen“ wir mit „Rolland“ zurück nach Lauterbach.
75 Jahre Peter
Heute, am Sonntag, lassen wir es ruhig angehen. Wir treffen uns beim Kleinen Leuchtturm, einem neuen Restaurant direkt am Hafenquai, zum Geburtstagsessen. Die umfangreiche Speisekarte lässt keine Wünsche offen. Nach etwa zwei Stunden machen wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Ausflugsziel.
Der Baumwipfelpfad in Prora
Der Pfad beginnt auf einer filigranen Holzkonstruktion. Mit leichter Steigung schlängelt sich der Weg stufenlos durch die Baumkronen des Prora-Waldes und schwebt dabei stellenweise bis zu 15 Meter über dem Waldboden. Am Fuss des "Adlerhorsts" erreichen wir bereits eine Höhe von 42 Metern. Milena und der Grossvater bewältigen als Erste die 12 Windungen bis zum 40 Meter höheren Adlernest im Aussichtsturm. Oben angekommen, werden wir mit strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und einem grandiosen Ausblick über ganz Rügen belohnt.
Mutproben auf dem Rückweg
Auf dem Rückweg entlang der 1,3 Kilometer langen Holzkonstruktion stossen wir auf einige kunstvoll gestaltete Vogelnester mit symbolischen Eiablagen. Dort können Mutige auf schaukelnden Leitern und beweglichen Holzstegen ihr Gleichgewicht testen – nichts für Menschen mit Höhenangst. Schliesslich wagen sich Renato und Milena noch in die geschlossene Röhrenrutsche und sausen über vier Stockwerke in die Tiefe.
Rostock ist eine Reise wert
Renato und seine Familie reisen einen Tag früher nach Hamburg. Am Montagmorgen machen wir uns mit dem Mietbus auf den Weg, um die ganze Familie samt Gepäck nach Rostock zum Bahnhof zu bringen. Nach einer Fahrt durch herrlich herbstlich gefärbte Alleen überqueren wir bei Stralsund die Ziegelgrabenbrücke und parken kurz darauf im Cityparkhaus – direkt neben der Fussgängerzone im Herzen von Rostock.
Rostock
Die Stadt erstreckt sich rund 16 Kilometer entlang beider Ufer der Warnow bis zu deren Mündung in die Ostsee bei Warnemünde. Rostocks Charakter wird geprägt durch seine Lage am Meer, den Hafen und die Universität, die 1419 gegründet wurde und zu den ältesten Hochschulen Deutschlands zählt. Der bedeutende Hafen für Fährverkehr und Güterumschlag liegt mitten in der Stadt. Die seit 1991 stattfindende Hanse Sail hat sich zu einer der grössten maritimen Veranstaltungen im Ostseeraum entwickelt.
St.-Marien-Kirche
Der Bau der dreischiffigen Basilika begann um 1290 und wurde Mitte des 15. Jahrhunderts vollendet. Der Kirchturm ragt heute 86 Meter in den Himmel. Der wuchtige Baukörper wird geprägt durch das grosse Querhaus und den mächtigen Westbau. Staunend betreten wir das beeindruckende Gotteshaus. Die Ausstattung ist reich und bedeutend – besonders hervorzuheben sind der Hauptaltar, die Predigtkanzel, die Orgel, ein Bronzetaufbecken und die berühmte astronomische Uhr.
Die astronomische Uhr
Im Chorumgang hinter dem Hochaltar füllt eine elf Meter hohe astronomische Uhranlage den gesamten Raum. Das Ziffernblatt misst über 16 Quadratmeter. Unterhalb der Hauptuhr befindet sich ein Kalendarium. Die Kalenderscheibe dreht sich im Uhrzeigersinn einmal im Jahr. Ein fest montierter Zeiger, gehalten von einer stilisierten Figur, zeigt auf die fünf äusseren Skalenringe, auf denen sich die Kalenderdaten ablesen lassen. Seit Januar 2018 ist die fünfte Scheibe in Betrieb – sie reicht bis ins Jahr 2150.
Verschlossene Toiletten und Stauchaos
Bei Kaffee und Eis verarbeiten wir die Eindrücke der Besichtigung. Der Versuch, mit den geforderten 60 Cent eine öffentliche Toilette zu nutzen, scheitert – der Automat nimmt zwar das Geld, doch die Tür bleibt verschlossen. Zum Glück finden wir eine offene Toilette im nahegelegenen Universitätsgebäude neben einem Hörsaal.
Anschliessend beginnt die nervenaufreibende Fahrt zum Bahnhof: Für gerade einmal 1,8 Kilometer brauchen wir eine ganze Stunde. Reicht die Zeit für den reservierten ICE?
Frust mit der Deutschen Bahn
Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig – doch die ICE-Verbindung wurde gestrichen. Die einzige verbliebene Möglichkeit: ein Bummelzug mit zweimal Umsteigen, zusammen mit fünf Rollkoffern und zwei Kindern. Eine Rückerstattung für den entfallenen ICE-Zuschlag und die Sitzplatzreservierung? Fehlanzeige. Die Bahnangestellte am Schalter kommentiert trocken: „Sie kommen ja nur eine Stunde zu spät.“ Keine Erstattung. Nie wieder Bahnfahren in Deutschland, sagt Renato.
Wir deponieren unsere Reisetaschen in einem Schliessfach, damit wir morgen ohne Gepäck nachreisen können.
Bei einem herrlich farbenfrohen Sonnenuntergang kehren wir zurück nach Lauterbach, wo wir erst nach Einbruch der Dunkelheit eintreffen. Das Wasser im Hafen ist um 70 cm gestiegen – Leinen und Fender müssen an die neue Höhe angepasst werden. Danach liegt die Odin wieder sicher vertäut im Hafen.
Viel Glück beim Zugfahren!
So wird uns am Dienstagmorgen gewünscht. Werden die Verbindungen klappen? Kommen wir pünktlich ans Ziel? Mit dem Mietbus geht es nach Stralsund, wo wir das frisch getankte Fahrzeug bei Brendner abgeben. Der Chef persönlich bringt uns anschliessend zum Bahnhof. Wir wissen, dass die Bahnstrecke ab Gelbensand unterbrochen ist und Ersatzbusse zur Verfügung stehen. Mehr als 150 Passagiere warten bei Nieselregen 30 Minuten, bis die Busse kommen. Zwei Busse für die 20 Kilometer bis nach Rostock. Dicht gedrängt fahren wir die Strecke. Für Renato mit seiner Familie und dem ganzen Gepäck wäre diese Fahrt unmöglich gewesen!
Die Fahrt klappt auch ohne Strom
In Rostock versorgen wir uns schnell beim Asiaten, holen unser Gepäck aus dem Schliessfach und suchen unseren Zug nach Hamburg. Eine rote Diesellok steht am Bahnsteig, gefolgt von einem IC mit Elektrolok. Ohne Strom wird unser Zug mit Diesel nach Hamburg gezogen. Dort erwartet uns der Rest der Familie.
Museum der Illusionen
Wir haben noch sechs Stunden Zeit bis zur Weiterfahrt. Mit Hilfe von Google finden wir ein interessantes Museum. Im Museum der Illusionen ist nichts so, wie es scheint. Zwischen Illusionsräumen, spannenden Installationen und optischen Täuschungen werden alle Sinne auf die Probe gestellt. Gross und Klein amüsieren sich bei den vielen Attraktionen.
Pünktlich mit dem Nachtschnellzug
Nach einem leckeren Essen in der Pizzeria warten wir im Hauptbahnhof auf den Citynightliner. Ständig gibt es Durchsagen über Verspätungen der ICE-Verbindungen von 40 Minuten, mehr als einer Stunde und so weiter. Unser Zug für die Weiterreise nach Zürich fährt jedoch pünktlich ein. Während Familie Zahner ein Viererabteil erobert, beziehen wir ein komfortables Zweierabteil mit Dusche und WC und werden mit einem Prosecco begrüsst. Wir liegen bequem, der Zug fährt leise und leicht schaukelnd durch die Nacht.
Frühstück mit Verspätung
Bei der Durchfahrt in Offenburg duschen wir, klappen anschliessend die Betten hoch und warten gespannt auf das Frühstück. Kurz nach Basel wird es serviert: frische Brötchen, Butter, Konfitüre und Birchermüesli – alles vom Feinsten. Pünktlich erreichen wir Zürich und fahren mit der S-Bahn weiter. In Uster holt uns Mäse ab.
Der Lindhof hat uns wieder
Der Eingang zu unserem Haus ist mit Begrüssungswünschen, Aperowein und Knabberzeug dekoriert. Wow! Nach dem Deponieren des Gepäcks wird die Heizung in Betrieb genommen. Danach müssen wir uns sofort auf den Weg machenss. Bei Muck hat sich die gesamte Lindhofbande mit Kind und Kegel versammelt und wartet bei einem Apéro-Rich auf unser Eintreffen. Eine herzliche Begrüssung folgt. Wir sind wieder zu Hause.
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Peter "Pepe" Gurtner (Montag, 20 Oktober 2025 21:05)
Hallo Vreni und Peter,
schön das ihr wieder gesund zu Hause angekommen seit!
Vielen Dank für eure interessanten Reiseberichte.
Eine gute Zeit wünschen euch Silvia & Peter
Marlies (Montag, 20 Oktober 2025 21:20)
Liebe Vreni und Peter
Herzlich willkommen Daheim! Eine eindrückliche Heimreise. Habe heute von unserer Daniela bereits gehört, dass ihr wieder hier seid. Alles Gute und bis bald.
Liebe Grüsse Marlies